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Bautechnischer Führer durch München 1876

Die Bauten Münchens.

IV. Gebäude für Produktionen und Versammlungen.

nach den Plänen des k. Oberbaurathes v. Voit von dem Etablissement Cramer-Klett in Nürnberg ausgeführt. Der Bau wurde im Oktober 1853 begonnen und war Anfangs Juni 1854 bereits vollendet. Das 240 M. lange Gebäude ist wenigstens im Transept von bedeutender Wirkung, die durch die grossartige im neu-romanischen Styl hergestellte Fontaine noch erhöht wird. Am schwächsten gestaltet es sich an den beiden Enden, welche sich zerklüftend in kleine Gemächer verlieren. Die nächste Bestimmung des Baues war die im Jahre 1854 in München abgehaltene Kunstausstellung. Nach Beendigung dieser Ausstellung, deren Erfolg bekanntlich durch den Ausbruch der Cholera im Sommer 1854 stark beeinträchtigt wurde, sollte der Bau wieder abgebrochen werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Kosten des Abbrechens fast mehr betragen würden, als der Werth des dabei zu gewinnenden Materiales. Man fasste daher den Entschluss, den Bau stehen zu lassen, was um so leichter möglich war, als die Ausführung in der Hauptsache eine solide war. Nur die Holzkonstruktionen der Glasdächer wurden später durch Eisenkonstruktion ersetzt. So wurde München eine Lokalität erhalten, die seitdem schon zu den verschiedenartigsten Zwecken benützt werden konnte, und die Ursache war, dass so manche Festlichkeiten, Ausstellungen etc. sich ohne zu grossen Kostenaufwand ermöglichen Hessen. Auch die gegenwärtige Kunstausstellung bei Gelegenheit des 25jährigen Jubiläums des Kunstgewerbevereins würde ohne die zur Verfügung stehende Räumlichkeit des Glaspalastes die Bedeutung nicht erlangt haben, welche sie jetzt wirklich hat. Die Kosten für die Unterhaltung des Gebäudes sind daher jedenfalls gut angewendet und man kann sich nur darüber freuen, dass seiner Zeit der Abbruch sich als ein unrentables Geschäft erwies.

IV. Gebäude für Produktionen und Versammlungen.

I. Das Odeon.

Dieses von Klenze erbaute Gebäude (1826—1828) befindet sich am Anfang der Ludwigsstrasse, da wo dieselbe sich zum Odeonsplatz erweitert. Aeusserlich bildet dasselbe den Pendant zu dem gegenüberliegenden Palast des Prinzen Luitpold (vormals Leuchtenbergischer Palast). Der wesentliche Bestandtheil des Innern ist ein grosser Saal, zunächst für musikaUsche Produktionen, ausserdem aber auch für andere Festlichkeiten bestimmt. Der Saal hat eine rechteckige Grundform, wobei sich an die innere Schmalseite eine halbkreisförmige Tribüne anschliesst. Die Dimensionen des Saals sind sehr beträchtlich; die Länge beträgt — mit Tribüne — circa 34 M., die Breite 22,75 M. und die Höhe 16,75 M. Unten ist der Raum auf 3 Seiten von einer Säulenstellung umgeben, während oben eine Gallerie auf alle Seiten sich herumzieht. Der Saal ist vorzüglich akustisch, wozu jedenfalls

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