Stadtgeschichte München

b) Geographische Verhältnisse von München

Ueber die geographische Lage Münchens hat sich F. R a tz e l schon vor Jahren so charakteristisch geäußert, daß seine Ausführungen auch hier nochmals Platz finden mögen: „München selbst liegt auf dieser Hochebene auf einer natürlichen Grenzlinie. Geht man von ihm nach Süden, so tritt man sofort in den Wirkungsbereich des Gebirges ein, während gegen Norden hin die Hochebene sozusagen selbständiger wird, ihr Wesen freier ausprägt, indem sie als schiefe Fläche mählich zur Donau hinabsinkt. Oestlich und westlich liegen ziemlich gleichweit von München die Alpenausläufer Oberösterreichs und der schwäbische Jura; die Alpen schließen im Süden, und die Donau mit dem fränkischen Jura und Bayerischen Wald, die an ihr jenseitiges Ufer herantreten, im Norden die Hochebene ab, die dergestalt ein natürlich umgrenztes Ganze bildet. Solche natürliche, geographische Einheiten neigen dazu, auch politische Einheiten zu sein und ihre Zusammenschlietzung prägt sich dann in der Entwicklung einer Hauptstadt aus, die zum politischen und sozialen Mittelpunkt des Landes wird. München ist diese Hauptstadt und ist als solche vortrefflich gelegen. Es liegt dem geographischen Mittelpunkte der schwäbisch-bayerischen Hochebene so nahe, als man es von einem Ort erwarten kann, dessen Lage nicht weitschauende Erwägungen, sondern die zufällige Richtung sekundärer Verkehrswege bestimnrt hat. Wie Augsburg am Zusammentreffen der für den Verkehr Deutschlands und Italiens hochwichtigen Rednitz- und Lechstraße ganz natürlich zur Hauptstadt des Handels und Verkehrs in diesem Gebiete wurde, so erweist München durch seine Mittelpunktslage die Berechtigung, politische Hauptstadt zil sein. Es ist keine leichte Aufgabe, Völker des Gebirges und Ebenenvölker zu einem politischen Ganzen zusammenzuhalten und am wenigsten konnte das in früheren, verkehrsarmen Jahrhunderten sein, aber die Aufgabe verlor etwas von ihrer Schwierigkeit an einem nach beiden Seiten hin so günstig gelegenen Orte wie München. Dieser Vorteil hat, wie die rasche Entwicklung unserer Stadt beweist, den Mangel anderer natürlicher Vorzüge, die wir großen Städten wünschen möchten.