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Allerheiligen-Hofkirche

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

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Allerheiligen-Hofkirche, am Marstallplatz. Ueber die Entstehung des Planes beim König Ludwig I. erzählt J.N. Ringseis in seinen „Erinnerungen“ wie folgt:

Es war in der Christnacht 1817 zu Palermo. Zur Weihnachtsmette gingen wir in den königlichen Palast,wo die byzantinische Kapelle in der feierlichen Beleuchtung und die schöne Musik mich gar sehr zur Andacht stimmten. Als wir (Ringseis und der damalige Kronprinz Ludwig) nach der kirchlichen Feier zu unserer Wohnung fuhren, rief der Kronprinz völlig hingerissen: „Solch eine Schloßkapelle will ich haben!“

Doch ist er nicht strenge dabeigeblieben, indem die Münchner Allerheiligenkapelle zwar im byzantinischen Stil gehalten ist, aber mehr die Markuskirche vonVenedig zum Vorbild hat als die Palatina. Ursprünglich hoffte der Kronprinz auch, echte Mosaik anzuwenden; doch zeigte sich dieselbe bei uns als unerschwinglich und man mußte zur Malerei aufgewöhnlichem Goldgründe sich entschließen.“ Am Tage Allerheiligen1827 ward der Grundsteingelegt, 1837 war sie durch den Architekten Klenze vollendet. König Ludwig überwachte hier die Bauausführung im Großen wie im Kleinen. Er ließ [HB264] dem Maler Heß durch seinen Architekten Gärtner mitteilen:

„Er (Heß) möge sich ja nicht einfallen lassen, etwas anderes zu machen als wie in den ältesten Basiliken.“

Fassade in Quadersandstein und ostwärts gerichtet. Für die Großartigkeit des Innern allzuzierlich. Auch täuscht sie über die Innendisposition: unter den Pultdächern sind keine Seitenschiffe, sondern profane Nebenräume. Ueber den16 Ecklisenen Fialen der italienischen Uebergangszeit; Badfenster romanisch; Krabbenrankenwerk auf den Giebelschenkeln in italienischer Gotik. Hauptportalrundbogig mit gotisierendem Wimperg, im Tympanon der Welterlöser zwischen Maria und Johannes; diese, sowie St.Petrus und Paulus an den Seiten von Konr.Eberhard.

Inneres. Im Hauptschiff 2 Flachkuppelgewölbe, denen vorne eine halbkreisförmige Apsisund am Eingang ein Tonnengewölbe angesetzt ist. Mächtige Pfeilerstützen sowohl diese wie die Tonnengwölbe der Nebenräume. Letztere sind doppelgeschossig, wobei zwischen die Pfeiler je 2 dunkelrote Marmorsäulen mit vergoldetem korinthischen Kapitellgestelltsind, die — durch Archivoltenverbunden— die für den Hof bestimmten Emporen tragen (in S. Marco blieben letztere unausgeführt).

Reicher Bilderschmuck al fresco auf Goldgrund von Heinr. Heß und seinen Schülern (Koch, Schraudolf und Müller), vollkommen harmonisierend mit der architektonischen Gestaltung, ohn ein archaistische Maniriertheit zu verfallen. Wandverkleidung in Stuckmarmor; Säulen von echtem Marmor. Alle Pfeiler, Bänder und Brustwehren sind mit einer glänzenden Farbendekoration überzogen.

Der Gemäldezyklus stellt dar die Verheißungen des alten Bundes und deren Erfüllung im Neuen Bund. In der 1.Kuppel: Weltschöpfung, Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies; Noe, Abraham, Isaak und Jakob; in der südlichen Seitenloge: Geschichte der 3 Patriarchen; in der westlichen Seitenloge: Szenen aus der Zeit des Moses, der Richter und Könige; zwischen den 2 Kuppeln: die 4 großen Propheten; darüber die Ankündigung des Johannes des Täufers, die Verkündigung Mariä, die Geburt Jesu; in der 2. Kuppel: Jesus mit den Aposteln; die 4 Evanelisten; in der südlichen Seitenloge: Jesus der Kinderfreund, Jesu Taufe, Jesus am Oelberg, dieKreuzigung; in der nördlichen Seitenloge: die Auferstehung, Jesus in der Vorhölle, die Himmelfahrt; in der Apsis das Wirken des hl.Geistes: zu Seiten der Taube die 7 Gaben des hl.Geistes, die 4 lateinischen Kirchenväter; über dem Altar die 7 hl.Sakramente; in der Nische: die triumphierende Kirche (Maria auf dem Thron, ihr zu Seiten Petrus und Paulus, neben diesen Moses und Elias, darüber die hl.Dreifaltigkeit); bei der Orgelempore: der hl.Geist und die Kunst: S.Cäcilia (Instrumentalmusik), Lukas (bildendeKunst), Salomon(Bau­kunst), David (Dichtkunst), Gregor der Gr, (Gesang); beiden Seitenaltären: linksS.Georg und Hubertus vor Christus (die Schutzheiligen der königlichen Hausorden), rechts S.Ludwig und Theresia vor Maria (die Patrone König Ludwigs, des Stifters, und seiner Gemahlin) [B06; W; J.W; Eb; Br105].

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)