Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Aniela (Anna) Caspari (geb. Naphtali)
geboren 16.5.1900 [Breslau, Schlesien (heute: Wroclaw, Polen)]
gestorben 25.11.2041 [Kaunas] [ermordet]
Religion Christlich
Opfergruppe Juden
Beruf Kunsthändlerin, Galeristin
Straße Brienner Straße 12
Stadtbezirk 3. Maxvorstadt
Stadtbezirksteil Universität
Art Erinnerungsstele
Verlegung 20.11.2024
Lat/Lng 48.143381159685,11.574571423024
Inschrift

Anna [Aniela] Caspari,
geb. Naphtali
geboren 06.05.1900
in Breslau,
deportiert 20.11.1941
nach Kaunas,
ermordet 25.11.1941
in Kaunas

Wikipedia Anna_Caspari
Personen Caspari Anna  

Online-Gedenkbuch der Münchner Juden

wird nicht veröffentlicht

Quelle: https://erinnerungszeichen.de/aktuelles/veranstaltungen/Erinnerungszeichen-f%C3%BCr-Anna-Caspari.html vom24.11.2024

Anna Caspari stammte aus einer jüdischen Familie, die zur Kulturelite Breslaus zählte. Ab 1920 studierte sie in München, im darauffolgenden Jahr konvertierte sie zum evangelischen Glauben und heiratete 1922 den Kunsthändler Eugen Georg Caspari. Das Paar bekam zwei Söhne. Nach dem Tod ihres Mannes 1930 führte Anna Caspari die Galerie in der Brienner Straße alleine weiter. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde sie 1935 gezwungen, die Galerie in die Ottostraße zu verlegen und ausschließlich als Gutachterin zu arbeiten.

Ihre beiden Söhne konnte sie in einem Internat in England unterbringen. Sie selbst wurde 1938 wegen eines angeblichen Devisenvergehens verhaftet, im Zuge dessen raubte ihr die Gestapo dutzende Bilder, Grafiken und Bücher. Ende 1941 deportierte die Gestapo Anna Caspari nach Kaunas in Litauen, wo die SS sie ermordete.

Erst 2014 restituierte die Bayerische Staatsbibliothek vier der 140 geraubten Bücher an Anna Casparis Sohn Paul Caspari.

Quelle: https://www.bsb-muenchen.de/sammlungen/bestandsueberblick/ns-raubgutforschung/restitutionen/anna-caspari/ vom 24.11.2024

Anna Caspari

Dem Raubzug der Gestapoleitstelle München zum Jahreswechsel 1938/1939 bei jüdischen Münchner Familien fiel auch der Besitz der Kunsthändlerin Anna Caspari (1900 – 1941) zum Opfer. Bei der als „Sicherstellung von Kulturgütern“ bezeichneten Aktion wurde am 19. Januar 1939 sowohl ihr damaliger Wohnsitz im Hotel Continental als auch das Lager in der Briennerstraße 52 durchsucht. Insgesamt wurden dabei 22 Gemälde, 140 Bücher sowie eine unbekannte Anzahl Graphiken geraubt.

Der komplette Buchbestand ging als „Schenkung“ an die Bayerische Staatsbibliothek, die schon bei der Beschlagnahme einen ihrer Bibliothekare als Schätzer für die Beschlagnahmung zur Verfügung gestellt hatte. Bei dem beschlagnahmten Kulturgut handelte es sich um den verbliebenen Besitz der Galerie Caspari, die wenige Wochen zuvor zwangsweise geschlossen worden war.

Der aus Berlin stammende Georg Caspari (1878 – 1930) hatte diese bereits 1913 gegründet und war damit schnell zu einer etablierten Größe im Münchner Kunsthandel geworden. Erfolgreich war die im Eichthal-Palais angesiedelte Galerie vor allem mit Kunst des 19. Jahrhunderts sowie der frühen Moderne.

1922 heiratete Georg Caspari die aus Breslau stammende Anna Naphtali, die zwei Jahre zuvor zum Studium der Kunstgeschichte nach München gekommen war. Nach dem Unfalltod ihres Mannes 1930 führte Anna Caspari die Geschäfte trotz der sich verschlechternden Wirtschaftslage und den späteren Repressionen durch das NS-Regime bis zur endgültigen Schließung im Januar 1939 weiter. In den dreißiger Jahren arbeitete sie vor allem als Vermittlerin und Gutachterin für bedeutende Kunsthändler des „Dritten Reichs“, wie etwa Karl Haberstock und Julius Böhler.

Ab 1938 versuchte Anna Caspari nach England zu emigrieren, wo ihre beiden Söhne Paul (geb. 1922) und Ernst (geb. 1926) bereits seit mehreren Jahren ein Internat in der Nähe von London besuchten. Ihre wiederholten Anträge wurden jedoch von den deutschen Stellen abgelehnt.

Am 20. November 1941 wurde Anna Caspari im Zuge der ersten Massendeportation von Münchner Jüdinnen und Juden in das von der deutschen Wehrmacht besetzte Litauen deportiert und am 25. November in Kaunas ermordet.

Bei der Eröffnung des Wiedergutmachungsverfahrens zugunsten der Söhne von Anna Caspari 1948 wurde auch die Bayerische Staatsbibliothek nach dem Verbleib der Bücher gefragt. Diese gab zunächst an, dass die Bücher in dem durch Kriegszerstörung und Auslagerung entstandenen Chaos nicht auffindbar wären und es aufgrund fehlender Zugangsverzeichnisse auch keine Möglichkeit mehr gäbe, diese zu identifizieren. Weitere Recherchen ergaben, dass die hauptsächlich aus künstlerischen und kunstgeschichtlichen Werken bestehende Sammlung im damaligen Kunstlesesaal untergebracht gewesen war, dessen Bestand im Verlauf des Krieges fast vollständig verbrannte. Das Verfahren endete schließlich mit einer Ausgleichszahlung des Landes Bayern für die geraubten Bücher an Paul und Ernst Caspari.

Bei der seit 2003 laufenden Suche nach NS-Raubgut in den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek wurden schließlich vier Bücher gefunden, die sich durch ein Exlibris dem ehemaligen Besitz von Georg und Anna Caspari zuordnen ließen. Ebenso wies die interne „Schenkernummer“ darauf hin, dass die Bücher durch die Gestapo München ins Haus gekommen waren. Nach Abschluss der Recherchen konnten die Bücher am 28. November 2014 in London an Paul Caspari zurückgegeben werden.

Die restituierten Titel werden in BSB DISCOVER! weiter angezeigt. Da Paul Caspari sich mit der Digitalisierung einverstanden erklärt hatte, ist bei drei der vier Werke der Online-Zugriff auf das Digitalisat möglich. Ausgenommen ist der Band von Herbert Eulenburg, bei dem die Rechte noch nicht frei sind.



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