Münchner Friedhofsportal

geboren 12.08.1888 (Frankfurt am Main)
gestorben 15.08.1928 (München)
Berufsgruppe Maler (Kunst und Kultur)
Beruf Malerin Puppenmacherin
Personenverzeichnis Moos Hermine 
Friedhof Neuer Israelitischer Friedhof
Wikipedia Hermine_Moos
Hermine Moos wurde 40 Jahre alt.

Hermine Moos war eine deutsche Puppenmacherin und Malerin. Sie schuf 1918/1919 für den Maler Oskar Kokoschka eine lebensgroße Stoffpuppe, die ihm seine ehemalige Geliebte Alma Mahler ersetzen sollte.

Hermine Moos kam am 12. August 1888 als älteste Tochter des jüdischen Ingenieurs Max Moos (geboren 1. Juni 1850 in Gailingen; gestorben 14. Juni 1924 in München) und seiner Ehefrau Sofie Juliane Moos (geboren 12. Februar 1865 in Frankfurt/Main; gestorben 1942 in Treblinka) in Frankfurt/Main zur Welt. Achtzehn Monate nach ihr wurde die Schwester Henriette geboren, die Schriftstellerin Henny Moos (geboren 10. Februar 1890 in Frankfurt/Main; gestorben November 1941 in München), die 1915 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit der Arbeit Zur Soziologie des Witzblattes. Mit einem Anhang: Das moderne Witzblatt im Kriege promovierte. Welche Ausbildung Hermine Moos genoss, ist bisher nicht bekannt. Nach dem Umzug der Familie nach Heidelberg erschien sie 1913 im dortigen Adressbuch unter der Berufsbezeichnung Malerin. Im selben Jahr stellte sie in Cassirers Berliner Kunstsalon zwei Bilder von Seebuchten aus. Im August 1914 übersiedelten die Eltern und ihre beiden erwachsenen Töchter nach München, Ainmillerstr. 22/I. Im Jahr 1915 war ein Gemälde von Hermine Moos, das den bayerischen König Ludwig III. zeigt, Teil einer Kriegslotterie des Roten Kreuzes im Münchner Glaspalast. Im September 1917 bezog die vierköpfige Familie in München-Schwabing in der Kunigundenstraße 29 eine großzügige Wohnung im Hochparterre rechts, in der höchstwahrscheinlich auch die berühmte Puppe entstand.

Die Puppe für Oskar Kokoschka ist sicher das bedeutsamste Werk der Hermine Moos. Auch wenn sich ihr Auftraggeber unzufrieden zeigte, musste man anerkennen, dass die Gestaltung einer etwa 1 Meter 60 großen Stoff-Figur, die die Augenlider schließen und die Beine übereinanderschlagen konnte, eine kunsthandwerkliche Leistung darstellte – zumal Hermine Moos’ sonstige Plastiken Miniaturfiguren gewesen zu sein scheinen. Außerdem verströmte die Alma-Puppe – wie die überlieferten Fotos belegen – einen gewissen weiblichen Charme. Der Lektor Kurt Pinthus, der damals mit Kokoschka in der Dresdner Pension „Felsenburg“ zusammenlebte und die Puppe „leibhaftig“ erlebte, betonte in einem bisher unveröffentlichten Manuskript, dass der „Fetisch“ gar nicht so übel aussah.

Die „geisterhafte Gesellschafterin“ verfügte über „eine elastische Brust mit natürlich erscheinenden Spitzen u. kastanienbraunen Haaren wie eine Frau Haare hat.“ Allerdings ähnelte die Oberfläche der Stoff-Frau ganz offensichtlich eher einem Eisbärenfell, wie auch Oskar Kokoschka bemängelte, als der gewünschten seidigen Haut einer lebendigen Frau. Aber dennoch konnte sie ihm als passables Modell für sein berühmtes Gemälde Frau in Blau dienen. Der Künstler Hans Bellmer ließ sich von den Fotografien von Hermine Moos’ Alma-Puppe zum Bau seiner surreal verdrehten Fetischpuppen inspirieren.

Keines der Werke von Hermine Moos ist überliefert. Alle Gemälde und Plastiken sind verschollen. Das Oskar-Kokoschka-Zentrum an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst ist im Besitz von vier Fotografien, die die Puppe zeigen und wahrscheinlich von Hermine Moos und ihrer Schwester Henny angefertigt wurden. Sie tauchten in den 1980er Jahren in Antiquariaten auf. Die Antwortbriefe von Hermine Moos an Kokoschka jedoch hielt niemand einer Überlieferung wert.

Die Äußerungen der Figur der Puppenmacherin Hermine Moos in dem Theaterstück Alma - A Show Biz ans Ende von Joshua Sobol basieren nicht auf Fakten, nur auf den Briefen Oskar Kokoschkas an Hermine Moos und auf der Geschichte von Kokoschkas Dienstmädchen Hulda.

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Literatur

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