Münchner Friedhofsportal

geboren 27.11.1927 (Berlin)
gestorben 28.4.2023
Berufsgruppe Regisseur, Filmemacher (Kunst und Kultur)
Beruf Regisseur Drehbuchautor
Personenverzeichnis Lilienthal Peter 
Friedhof Neuer Israelitischer Friedhof
Wikipedia Peter_Lilienthal
Peter Lilienthal wurde 96 Jahre alt.

Peter Lilienthal war ein deutscher Regisseur und Drehbuchautor.

Peter Lilienthal war der Sohn eines Bühnenbildners und ein Nachkomme des Flugpioniers Otto Lilienthal.[3] 1939 floh seine jüdische Mutter mit ihm vor den Nationalsozialisten nach Uruguay, wo sie ein kleines Hotel eröffnete.[4] Lilienthal studierte nach dem Abitur an der Universität Montevideo Kunstgeschichte, Musik und Jura. Im Universitäts-Filmclub beteiligte er sich an der Produktion von Kurzfilmen.

Ab 1956 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin. 1959 konnte er seinen ersten eigenen Film fertigstellen, den Dokumentarfilm Im Handumdrehen verdient über einen Berliner Leierkastenmann. 1959 bis 1961 arbeitete er als Regie- und Produktionsassistent beim Südwestfunk, 1961 bis 1964 als Regisseur beim gleichen Sender. 1964 zog er nach Berlin zurück und arbeitete als freier Regisseur hauptsächlich für den Sender Freies Berlin.

In einer Zeit, in der Einschaltquoten noch eine untergeordnete Bedeutung hatten, inszenierte er für das Fernsehen eine Reihe von Adaptionen des absurden Theaters, die wiederholt mit Fernsehpreisen ausgezeichnet wurden. Auch sein erster Spielfilm, Malatesta, wurde zuerst im Fernsehen gezeigt. 1971 gründete er mit anderen Autorenfilmern des Neuen Deutschen Films den Filmverlag der Autoren, aus dem er 1974 wieder ausschied.

In den siebziger Jahren wandte Lilienthal sich in seinen Filmen mehrmals den Problemen in Südamerika zu (La Victoria, Es herrscht Ruhe im Land, Der Aufstand, Das Autogramm).

Einen seiner größten Erfolge feierte er mit dem Film David, der auf der Berlinale 1979 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. In dieser Verfilmung eines autobiografischen Romans schildert er das Leben einer jüdischen Rabbinerfamilie, die zu spät die Gefahren des Nationalsozialismus erkennt. Zu Peter Lilienthals regelmäßigen Mitarbeitern gehörte unter anderen der Kameramann Michael Ballhaus. Bisweilen trat er auch als Schauspieler vor die Kamera, so ist er etwa als Gangster in Wim Wenders’ Der amerikanische Freund von 1976/77 zu sehen.

Peter Lilienthal wurde 1984, auf Anregung von Günter Grass, Gründungsdirektor der Sektion Film- und Medienkunst an der West-Berliner Akademie der Künste. In den neunziger Jahren gründete er eine Sommerakademie, die zu einem begehrten Treffpunkt von Filmschaffenden wurde.

2006 drehte Lilienthal den Dokumentarfilm Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam, eine Produktion der Filmwerkstatt Münster. Der Film handelt von Camilo Mejia, der nach einem zweiwöchigen Heimaturlaub desertiert und zum ersten Kriegsdienstverweigerer des letzten Irakkriegs wird. Neben Camilo, der aus Nicaragua stammt und in den USA im Militärgefängnis wegen Desertion inhaftiert war, ist Fernando Suarez del Solar die zweite Hauptperson, ein gebürtiger Mexikaner, der seinen Sohn in ebendiesem Krieg verlor. In dem Verlangen, in ihrer Wahlheimat USA ein angepasstes Leben zu führen, werden sie beide zu Komplizen der Gewalt. Doch ihre Verwandlung zu aktiven Kriegsgegnern kann ihre Schuldgefühle nicht verdecken. Lilienthal geht es darum zu zeigen, dass Hoffnung besteht, solange Menschen bereit sind, sich zu verändern.

Lilienthal lehrte an der Kunsthochschule für Medien Köln und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Sein Archiv befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

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