Stadtgeschichte München

Gertrud Rückert (1917–2011) war eine deutsche Pionierin im sozialen Engagement und gründete das Philadelphische Jahr, das als Vorläufer des heutigen Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) gilt. Sie wurde als Pfarrerstochter geboren, absolvierte eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung und arbeitete zunächst als Handelslehrerin. Nach ihrer Heirat mit dem evangelischen Pfarrer Georg Rückert engagierte sie sich im Augustinum, einer von ihrem Mann gegründeten Einrichtung für soziale Dienste.

Mit der Eröffnung des ersten Augustinum-Wohnstifts in München-Neufriedenheim im Jahr 1962 initiierte sie das Philadelphische Jahr. Diese Einrichtung ermöglichte Abiturientinnen, sich für ein Jahr in sozialen Bereichen wie Pflege, Zimmerservice und Küche zu engagieren. Die jungen Frauen, „Philas“ genannt, erhielten Verpflegung und Unterkunft und konnten anschließend kostenlos in einem Studentenwohnheim leben.

1966 wurde der Verein „Der Philadelphische Ring“ gegründet, um das Projekt abzusichern. Gertrud Rückert leitete den Verein bis 1986. Das Konzept des sozialen Jahres für junge Menschen war so erfolgreich, dass 1964 der Bundestag das Gesetz zur Förderung des Freiwilligen Sozialen Jahres verabschiedete.

Zusammen mit ihrem Mann leistete Rückert später auch Nothilfe, unter anderem beim Aufbau eines Dorfes nach dem Erdbeben 1986 in El Salvador.