Warning: Undefined array key "schrift" in /var/www/vhosts/stadtgeschichte-muenchen.de/httpdocs/geschichte/sagen/d_sagen.php on line 6
Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Der Kaiserstein im Dom zu u. l. Frauen.

Trautmann - Die Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen (Seite 33)


Als ein besonderes, merkliches Wahrzeichen von München gilt der rothe Marmelstein im erzenen Denkmal, welches Churfürst Max I. Kaiser Ludwig dem Bayern setzte.

Dieser Stein lag in früheren Zeiten offen vor dem Hochaltar über der Gruft. Auf demselben sieht man den ruhmwürdigen Kaiser auf dem Thron sitzen, und unterhalb den Herzog Ernst und seinen Sohn Albert stehen, welche sich zu Ehren ihres großen Ahnherren versöhnen. Der Löwe, welcher sich an Herzog Albrecht schmeichelnd aufrichtet, deutet das gar wohl und sinnig an. Worüber sich die Zwei versöhnen sollten, unterliegt seinem Zweifel. Nehmlich einerseits darüber, daß der Vater Ernst seinem Sohn die vielgeliebte Agnes Bernauer zu Straubing in's Wasser werfen ließ und an dererseits, daß der Albert deßhalb gegens einen Vater schier einen ganzen Krieg anfachte.

Im Allgemeinen aber sollte wohl die ganze Vorstellung auch als Mahnruf an alle künftigen Fürsten, ja als Beweis eines an ihrer Statt zum Voraus ab gelegten Gelübbes erscheinen, sich friedlich untereinander zu verhalten.

Als nun der Stein in früheren Zeiten noch offen lag, ging Niemand von München, der ihn nicht angeschaut hätte, und er galt Jedem als ein rechtes Wahrzeichen von Schmerz und Streit, Versöhnung und neuer Liebe, zugleich von Ruhm und Glanz des bayerischen Hauses, daraus ein deutscher und römischer Kaiser hervorgegangen sei.

Davon, daß Kaiser Ludwig sitzend dargestellt ist, schreibt sich die Sage, er sei irgend wo im Dom in kaiserlichen Schmuck und auf dem Thron sitzend begraben. Dem ist aber nicht so. Vielmehr liegen seine Gebeine mit denen vieler anderen, bayerischen Fürsten im großen Sarg in der Gruft u. l. Frauen, und er schreibt sich daher: Zu Max I. Zeiten waren die alten Särge ganz dahin, drum ließ er die Gebeine seiner Vorfahren, eines Jeden für sich, zusammenlesen, mit einer Urkunde versehen und sie dann sämmtlich neben und über einander in jenen großen Sarg übertragen.

Weil just von diesen zusammengelegten, fürstlichen Gebeinen die Rede ist, mag gesagt sein, wer Alle in dem Sarg ruht. Es sind Ihrer aber eilfe:
Kaiser Ludwig der Bayer,
dessen Gemahlin Beatrix,
Ihr Sohn Ludwig der Brandenburger,
Herzog Stephan mit der Hafte,
Herzog Ernst I. und seine Gemahlin Elisabeth, 
Herzog Sigmund, der Stifter und Erbauer des lieb Frauen Domes.
Herzog Albrecht der IV. oder Weise und seine Gemahlin Kunigunde,
deren Sohn Herzog Ernst, Bischof von Passau und dann Erzbischof von Salzburg, und
Herzog Wilhelm IV., genannt der Standhafte.

Hatten All' wenig Ruh hienieden,
Er wird ihnen wohl thun, der ewige Frieden!


Stadtmodell von Sandtner