Warning: Undefined array key "schrift" in /var/www/vhosts/stadtgeschichte-muenchen.de/httpdocs/geschichte/sagen/d_sagen.php on line 6
Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Rings in der Altstadt

Der Max Josephplatz

Raff - So lang der alte Peter... (Seite 54)


Durch den Hofgraben herauf quer über die Maximilianstraße führt der Weg zum Max Josephplatz, zum Nationaltheater. Heute ist mit dem Platz der Begriff weltlicher Freuden in hervorragendem Maße verbunden; denn außer den beiden Theatern und dem stattlichen Königsbau der Residenz, sowie dem Postgebäude sind da nur Gaststätten und glänzende Läden zu sehen. Bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts aber trug dieser Platz, abgesehen von dem 1753 erbauten Residenztheater, dem schönsten profanen Rokokogebäude Münchens, vorwiegend geistlichen Charakter. An der Stelle des jetzigen Nationaltheaters stand das Franziskanerkloster mit Kirche und Freithof. Nach der Überlieferung hätte Ludwig der Bayer, als er im Kirchenbann war, in einem verborgenen Oratorium neben der Franziskanerkirche heimlich der Messe beigewohnt. In der Nacht nach seinem Tode und zuweilen auch in späterer Zeit soll das Fenster dieses Oratoriums hell erleuchtet gewesen und eine leise Musik gehört worden sein. Die Legende schreibt sich offenbar her von dem tapferen Beistand, den der Minoritenorden dem Kaiser während seines Streites mit der Kurie geliehen. Auch sein größter Verteidiger, der englische Franziskaner und berühmte Scholastiker Wilhelm von Occam, der von den Zeitgenossen den Beinamen „Doctor invincibilis et singularis“ erhielt, hat hier im Kloster seine Zuflucht und nachmals die letzte Ruhestatt gefunden. Viele gelehrte und fromme Männer hat das Kloster beherbergt, viele Träger klingender Namen sind auf seinem Freithofe zur Ruhe gebettet worden. Als es 1802 der Säkularisation verfiel und die Patres auswanderten, rief Ludwig I. sie nach 25 Jahren zurück und räumte ihnen einen Teil der Lehelkaserne (zuvor Hieronymitanerkloster) ein, mit der besonderen Betonung „daß Mitglieder dieses Ordens unseren erhabenen Vorfahrer Kaiser Ludwig den Bayern zu einer Zeit verteidigt haben, wo dies mit größter Gefahr verbunden war." — (Heute befindet das Kloster der P. P. Franziskaner sich noch am Lehel, wo die Pfarrei St. Anna ihnen untersteht.)

Auf der Nordseile und nach Westen hin umgrenzten den Platz zwei Frauenklöster. Da wo nun der zuletzt erbaute Flügel der Residenz an das Residenztheater stößt, lag in alter Zeit das Ridlerkloster, an Stelle des Häusertraktes, der die Ecke der Perusaftraße bildet, das Püttrichkloster. Beide Häuser waren sogenannte „Seelhäuser", nämlich durch Vermächtnis, d. h. mit dem „Seelgerät" angesehener Münchner Patrizier erbaut, weshalb auch die Schwestern und Pfleglinge dieser Häuser täglich für das Seelenheil der Stifter beten mußten. Die Insassinnen, dem dritten Orden des hl. Franziskus angehörig, widmeten sich ganz dem Dienste der Kranken und Sterbenden. Sie wurden Seelschwestern oder Seelnonnen genannt, ein Ausdruck, der sich in der Münchner Redeweise bis heute erhält. Das Ridlerkloster, das der Münchner Patrizier Heinrich Ridler 1295 gestiftet hatte, empfing seine Regel von einem Abkömmling desselben Geschlechtes, Pater Vinzenz Ridler, Custos und Visitator der Franziskaner-Minoriten im 14. Jahrhundert. Das Kloster führte den Beinamen „ob der Stiege", weil sich darin eine „heilige Stiege" befand, die von außen in die Kirche führte und auf der für die Andächtigen Stationsablässe zu gewinnen waren. Einen besonderen Schatz des Klosters bildete das sogenannte Salva Guardia-Bild: ein Liebfrauenbildnis, das der Karmeliterprior P. Dominicus a S. Nicolao im Jahre 1632, bei dem drohenden Schwedeneinfall, den Nonnen geschenkt hatte und dessen Segenskraft sie es zuschrieben, daß kein Leid ihnen in jener gefahrvollen Zeit widerfuhr. Heute befindet das vielverehrte Bild sich in der St. Johanniskirche in der Sendlingerstraße, wohin die letzten Ridlerschwestern es nach Aufhebung ihres Klosters verbrachten.

Aus der Zahl der frommen Frauen, die im Püttrichkloster, gleich denen im Ridlerkloster, der Andacht und den Liebeswerken oblagen, verdient eine noch ein besonderes Gedenken: Kunigunde, die Tochter Kaiser Friedrich III., Schwester Maximilians I. Die junge habsburgische Tochter war, als ihr Vater vor den Ungarn aus seiner Hauptstadt flüchten mußte, von ihm der Obhut seines tirolischen Vetters, des Erzherzogs Sigmund, anvertraut worden. In Innsbruck sah sie der bald vierzigjährige Herzog Albrecht IV. von Bayern und beschloß, um sie zu werben. Zum Teil aus staatskluger Berechnung, zugleich aber aus wahrhafter, von ihr erwiderter Neigung. Anfangs zeigte der Kaiser sich diesem Ehebunde nicht abhold, dann, verstimmt durch Albrechts politische Haltung, zumal durch besten Besitzergreifung von der Reichsstadt Regensburg, wich er zurück. Albrecht, mit Hilfe Erzherzog Sigmunds und des eben zum deutschen König gekürten Maximilian, die beide offenbar unter dem Banne seiner geistigen Kraft standen, wußte die 20jährige Kunigunde zu einer Trauung ohne des Vaters Gutheißen zu bewegen. Die Vorteile dieser Verbindung, in Bezug auf Zuwachs an Besitz und Macht, entsprachen nicht dem, was Albrecht wohl gehofft hatte; dafür gewann er mit Kunigunde ein Eheglück, wie es an den Fürstenhöfen jener Zeit nicht häufig war. In fester gegenseitiger Treue hielten die Gatten zusammen; der kühl und argwöhnisch geartete Herzog gab Kunigunden seine ganze Liebe und sein volles Vertrauen. Sie war offenbar die rechte Gefährtin für ihn, klar, verständig, zuverlässig; außerdem beschenkte sie ihn mit 8 Kindern. Als er 1508 von hinnen schied, begab sie, die Witwe, sich nach seinem prunkvollen Leichenbegängnis nicht zurück in die Neu-Veste, sondern, ihre Kinder, Verwandten und Hofleute überlistend, geradeswegs in das Püttrichkloster. Sie hatte ohne ihren „liebsten Herren und Gemahl" nichts mehr zu suchen im weltlichen Leben.

Auf ihr Wittum verzichtete sie zugunsten ihrer Kinder, behielt sich nur eine Jahresrente von 1000 Gulden. Die Schulden, die ihr Gemahl während seiner Kriege bei Kirchen und Stiftern hatte machen müssen, trug sie allmählich von ihrer Morgengabe ab und ersparte so dem Lande und ihrem auf den Vater gefolgten Sohne Wilhelm IV. die Ausgabe von 10 000 Gulden. Im Übrigen führte sie das gleiche Leben, wie die anderen Klosterschwestern, trug geistliches Gewand, widmete sich den Werken der Frömmigkeit und Wohltätigkeit. Als sie 1520 nach geduldigem Leiden eines friedlichen Todes starb, sahen, so heißt es, die Nonnen und viele Andere in der Stadt einen leuchtenden Stern, der am Himmel gerade über dem Kloster entglomm.

 


 Ludwig IV. KaiserLudwig I. König von BayernOccam Wilhelm vonKunigunde von ÖsterreichHerzog Albrecht IV. von Baye

Stunde Null