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Sagen & Geschichten aus München

Münchner Sagen & Geschichten

Das erste Pferderennen in München

Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)


Herzog Albrecht III hatte zur Gemahlin Anna, Tochter des Herzogs Erich von Braunschweig. Dieselbe trug großes Verlangen, die in ihrer Heimat üblichen Pferderennen wieder einmal zu schauen, und der Herzog sowohl als der Magistrat beeilten sich, ihren Wunsch zu entsprechen. Es wurde daher zur Zeit der Jakobidult 1448 ein Pferderennen angestellt, welches das erste ist, welches in München gehalten wurde.

Wir besitzen zwar keine nähere Beschreibung dieses Festes mehr, hingegen aber befindet sich noch im Münchener Stadtarchiv die Anordnung zur Abhaltung desselben, die wir hiemit unsern freundlichen Lesern mittheilen.

„Ordnung des Rennen im Jahrmarkt zu München anno 1448

„Item Konrad Eglofsteiner, Kammermeister und Otto Pienzenauer, Hofmeister, Unserseits, und zwei des Rathes derer von München, die sollen Hauptleut sein ob dem Rennen und alle Sach ordnen.

„Item des Morgens früh, als man rennen will, desselben Tags soll man die Pferde vor die benannten Hauptleut bringen an eine benannte Statt in ein Haus. Da sollen die Pferde eigentlich beschrieben werden, was jegliches sei, was Farbe es hab, und sollen dann mit Unserem Secret versiegelt werden, und jegliches versiegeltes Pferd soll in den Toppel (Topf) an dem Tuch geben einen ungarischen Gulden, oder einen rheinischen. Sich darum zu bedenken.

„Item es soll der Scharlach auf dem Rennen bei der Streu ausgestruckt werden, und der Sperber auch dabei stehen, und das Armbrust hangen, und auch die Sau dabei angebunden sein.“ (Dieß waren also die ausgesetzten Preise).

„Item es soll auch aufgesteckt werden, wo und wie fern der geraisig Zeug soll halten.

„Item es soll auch die Statt gezeigt werden dem Fußvolk enthalb der Planken in den Aengern, und an denselben Enden soll Jedermann zu Roß und zu Fuß reiten und gehen, auch da bleiben und nicht serrer (weiter), bei großer Pön und Straf.

„Item es sollen auch Leut dazu geordnet werden, als oft ein Pferd, als oft ein Mann, deren jeglicher auf sein Pferd soll luegen (schauen), in welcher Zahl zum vordersten er gelaufen sei, daß man sie nach derselben Zahl wisse nacheinander eingehen zu lassen.

„Item es soll auch Niemand unterrennen noch zusprengen nach den laufenden Rossen, nicht unter dem Weg reiten noch gehen, und nicht irren, bei großer Pön und Straf.

„Item es sollen auch Leut dazu gegeben werden, die die laufenden Pferd dort aussen bei dem Ziel anlassen und unpartheiisch sind. Und soll Niemand bei dem Anlassen hinaus reiten noch gehen, dann die dazu gehören, und deren ein Nothdurft dazu ist; und die, deren die Pferde sind, sollen auch nicht bei dem Anlasen sein, sondern nur ihre Knechte dabei haben.

„Item, wie die Pferd herein laufen, eines nach dem andern, also sollen sie nacheinander herein gehen bis für die Herberg, da das Pferd steht, das das Tuch gewonnen hat. Und soll das vorderste Pferd das Tuch gewinnen, das andere darnach den Sperber mit seiner Zugehörung, das dritte das Armbrust, und das letzte Pferd die Sau.
„Item es sollen auch die Pferde alle gar herein bis über die Streu gerennt werden.

„Item und was die vier Hauptleut mehr Leut zu ihnen dazu bedürfen, die sollen sie nehmen ohne Schicken und Schaffen von Unserm Hofgesind und Burgen, wer ihnen dazu gefällt, wo es Noth thut, und in allen Dingen gute Ordnung machen.

“Item die Fräulein um das Barchenttuch zu laufen, soll dieselbe Ordnung redlich gehalten werden; und angelassen mit dem Laufen, und allen Sachen sollen die Hauptleut des Rennens sein auch gewaltig.“ (Also war mit dem Pferderennen auch ein Wettrennen von jungen Mädchen verbunden, denen zum Preise ein Barchenttuch ausgesetzt war.)

„Item was mehr Nothdurst zu den Sachen, zu ordnen und zu bestellen sei, das sollen und mögen die vier Hauptleut von Unser Seits auch thun nach dem Besten, 

Damit solches alles gerichtlich und mit guter Ordnung zugehe und ausgerichtet werde.“

Dieses erste Pferderennen wurde vom Neuhauserthore aus auf der Straße nach Feldmoching hin gehalten.

Von dieser Zeit an wurde in München alle Jahre ein Haupt-Pferderennen zu Jakobie bei Gelegenheit der Dult gegeben. Von München aus wurden diese Pferderennen schon in den nächsten Jahren nach Augsburg verpflanzt.


Erinnerungszeichen & Stolpersteine