Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Geboren | 24.7.1882 [Berlin] |
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Gestorben | 11.6.1979 [München] |
Beruf | Historiker Soziologe |
lfred von Martin war ein deutscher Historiker und Soziologe und einer der letzten Fachvertreter aus den Gründungsjahren der deutschen Soziologie, der in der Bundesrepublik Deutschland lehrte und publizierte. Basis seiner Zeitdiagnosen sind die Historische Soziologie und die Kultursoziologie. Alfred von Martin veröffentlichte wissenschaftliche Texte über einen Zeitraum von 70 Jahren.
Alfred von Martin kam aus einer Unternehmerfamilie. Sein Vater, Friedrich Martin, war Teilhaber der Firma „Fölsch & Martin“, die Salpeterwerke in Taltal (Chile) betrieb und ein Kontor in Hamburg hatte. Sein Großvater mütterlicherseits, der Gutsbesitzer Otto Roestel, war ebenfalls unternehmerisch in der Salpeterindustrie tätig. Kurz nach der Geburt des Sohnes erwarb Friedrich Martin ein Rittergut in Rothenburg an der Neiße und gründete nach den Angaben des Genealogischen Handbuch des Adels für die Besitzung um Schloss Rothenburg gleich einen Familienfideikommiss. 1907 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Den genannten Gutsbesitz in der Oberlausitz übernahm später der jüngere Bruder Hans von Martin.
Erheblicher Immobilienbesitz sicherte Alfred von Martin über weite Strecken seines Lebens finanziell gut ab. Bis zum Eintritt ins Gymnasium wurde er von einem Privatlehrer auf dem Gut unterrichtet. Nach dem Abitur in Görlitz studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Breslau, Lausanne, Tübingen und München. 1906 schloss er sein erstes Studium mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Danach studierte er Geschichte an den Universitäten Freiburg (dort insbesondere bei Friedrich Meinecke), Heidelberg, Leipzig, Berlin, Florenz und Rom. Mit der Promotion zum Dr. phil. beendete er 1913 diese Studien. Während des Ersten Weltkrieges, an dem er als Leutnant der Reserve teilnahm, habilitierte sich von Martin 1915 im Fach Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt am Main.
Nach Kriegsende ernannte die Universität Frankfurt am Main ihn zum außerordentlichen Professor. Seit 1924 lehrte er mit diesem Status an der Universität München Geschichte. 1931 wechselte er als Honorarprofessor an die Universität Göttingen und wurde dort Direktor des neuen „Soziologischen Seminars“.
Angesichts der politischen Verhältnisse ließ er sich schon 1932 dauerhaft von seinen universitären Aufgaben beurlauben (für die er als Honorarprofessor keine Vergütung erhalten hatte), zog sich nach München zurück und ging als Privatgelehrter in die sogenannte innere Emigration. Er war nach eigenen Worten nicht bereit gewesen
„nach Aufhebung der Lehrfreiheit weiter zu dozieren, – umso weniger, als der Lehrauftrag ein solcher ohne materielle Entschädigung war. Zwar hätte ich auch im anderen Falle nie etwas gegen meine Überzeugung gelehrt, mir aber dann vielleicht möglichst 'ungefährliche' Themen gesucht; so aber hatte ich keinen Grund, mich auf solche Winkelzüge einzulassen.
Während der nächsten Jahre beschäftigte er sich mit der Renaissance und mit Jacob Burckhardt. Bereits vor 1933 charakterisierte er mit seiner Machiavelli-Rezeption den „Führerglauben“ als dekadent mit eindeutig aktuellem Bezug: „Machiavelli selbst glaubt gar nicht an den berufenen (aber nicht nur von ihm 'berufenen') Retter ... Er erwärmt sich (wie noch Hitler wieder) für den Typus der abenteuerlichen, verwegenen Landsknechte ... Die Diagnose, die dieser Arzt stellt, ist nicht falsch; doch seine Ätiologie ist einäugig. Selbst nicht mehr im Besitz gesunder Vorstellungen von dem, was zur Gesundheit gehört, verschreibt er der kranken Zeit als Heilmittel das faschistische Gift: den puren politischen Aktionismus – außerhalb einer echten Ordnung der Werte.“[6] Sein Buch Nietzsche und Burckhardt (München 1941) war eine eindeutige Stellungnahme gegen das NS-Regime, was heftige Angriffe gegen ihn in der NS-Presse auslöste. Die erste Auflage seines Buches Die Religion in Jacob Burckhardts Leben und Denken (München 1942) wurde von der Gestapo beschlagnahmt und er entging wohl nur durch Zufall der Verhaftung. Er hatte Kontakt zu Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose, im Frühjahr 1942 war Hans Scholl einige Male Gast im Haus von Alfred von Martin gewesen.
Quelle: Wikipedia
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