Münchner Personenverzeichnis

Geboren 1814 [Ansbach]
Gestorben 1866 [München]
Beruf Verleger  Buchhändler  
Suchbegriffe Christian Kaiser Verlag  
Wikipedia

1911 erwarb der 27-jährige Albert Lempp (1884–1943) das Unternehmen. Lempp gilt bis heute als einer der wichtigsten evangelischen Verlegerpersönlichkeiten. Er eröffnete am Rathaus eine neue Buchhandlung und baute zugleich das Verlagsprogramm wieder aus. In diesem Zusammenhang nahm der Christian Kaiser Verlag nach und nach die Schriften des „freien“ bayerischen Protestantismus in dessen Programm auf. Dabei waren drei liberalprotestantische Theologen aus Nürnberg besonders bedeutend: Pfarrer Friedrich Rittelmeyer (1872–1938) (Mitbegründer und Erzoberlenker der Christengemeinschaft), Pfarrer Christian Geyer (1862–1929) und Theologe Georg Schott (1882–1962), der später mit den Nationalsozialisten sympathisierte. Sie alle hatten heftige Auseinandersetzungen mit dem Münchner evangelisch-lutherischen Oberkonsistorium. Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurden verschiedene „vaterländische“ Titel in das Verlagsprogramm aufgenommen, wie dies auch bei vielen anderen Kulturverlagen erfolgte.

Während der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) war der Christian Kaiser Verlag ein wichtiger Verlag der regimekritischen Bekennenden Kirche und publizierte dabei auch programmatische Texte wie Karl Barths Theologische Existenz heute (1933). In einer gleichnamigen Reihe erschienen darüber hinaus Einzeltitel wie Reformation als Entscheidung (1933), Offenbarung, Kirche, Theologie (1934) oder Gottes Wille und unsere Wünsche (1934). Ab 1935 wurde die Schriftenreihe Bekenntnis-Predigten ins Verlagsprogramm aufgenommen. 1939 erschien Wiederum stehet geschrieben von Hans Asmussen (1898–1968) und ab 1940 wurde Verkündigung und Forschung der Evangelischen Theologie halbjährlich beigelegt.

Die Veröffentlichung dieser Texte blieb nicht ohne Folgen: So kam es in Lempps Buchhandlung am Marienplatz ab 1934 zu Beschlagnahmungen von Büchern, und immer wieder wurden Werke vom NS-Regime verboten. Als Lempp neben der Zeichnung des inhaftierten Penzberger Vikars Karl Steinbauer Blick aus der Gefängniszelle Weilheim weiterhin Schriften der Bekennenden Kirche veröffentlichte, wurde er schließlich 1937 aus der Reichspressekammer als „unzuverlässig“ ausgeschlossen.

1939 erfolgte dann der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, nachdem weitere Verlagstitel verboten wurden. 1940 wurde erzwungen, den Verlag in Ev. Verlag A. Lempp/München früher Chr. Kaiser Verlag umzubenennen. 1943 wurden schließlich alle Werke beschlagnahmt, die zwischen 1940 und 1943 verlegt wurden. Das Lektorat der Reichsschrifttumsstelle des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda führte eine Manuskriptprüfung durch, die dazu führte, dass der Verlag endgültig geschlossen wurde und die alten Produktionsbestände wegen „kriegsbedingter“ Gründe entfernt wurden. Lempp selbst erlebte dies nicht mehr, da er mit 59 Jahren am 9. Juni 1943 an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben war.

Die prominentesten Autoren des Kaiser-Verlags in der NS-Zeit waren neben den bereits genannten unter anderem Paul Althaus (1888–1966), Rudolf Bultmann (1884–1976), Emil Brunner (1889–1966), Gerhard Ebeling (1912–2001), Karl Heim (1874–1958) Walther von Loewenich (1903–1992) oder Eduard Thurneysen (1888–1974).

Quelle: Wikipedia

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