Alte Quellen

Kgl. Hofbräuhaus


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (140)
Jahr 1914
Straße Platzl

Kgl. Hofbräuhaus, am Platzl 9. Geschichte. Schon im 13. Jahrh. stand hier ein Hofbräuhaus, ausschließlich errichtet für den Bierbedarf des herzoglichen Hofes, der damals noch ganz in der Nähe, im „Alten Hof", residierte. Auf den 1589 durch Herzog Wilhelm V. erneuten Bau folgte 1808 der genau auf dem jetzigen Platz errichtete Neubau, der bis in den letzten Jahren, wenngleich längst veraltet, das Ansehen des guten Namens genoß und wegen seines malerisch-primitiven wie altertümlich-münchnerischen Charakters von den Fremden mit Vorliebe aufgesucht wurde. 1814 wurde der öffentliche Bierverschleiß gestattet, d. h. das Bier durfte „unter dem Reifen“ (im Faß) an die Wirte verkauft werden; 1830 aber wurde der Ausschank und die Gastgeberei im Hofbräuhaus selbst eingeführt. Diese Eröffnung war für München ein Volksfest : nach Tausenden waren sie gekommen, und als sogar König Ludwig I. unter seinem Volk erschien, da brauste das „Heil unserm König, Heil!“ durch die Hallen, und das Hofbräuhaus war salonfähig geworden.

Kunst. Neubau von lleilmann und Littmann 1897 nach dem Programm, „dem Bau nach außen und innen das der Geschichte des Hofbräuhauses entsprechende Gepräge des Alten zu geben“, daher in der Hauptsache Anwendung von Formen vom Ende des 16. Jahrhunderts: im architektonischen Teil Uebergangsformen der Gotik zur Renaissance, in der dekorativen Ausstattung bald die Herrschaft des einen bald die des andern Stils (so herrscht an den Straßenfassaden gegen das Platzl wie in den Höfen die deutsche Renaissance, im Treppenhaus die Gotik, und die Wand- und Deckenmalereien in den Bierhallen zeigen die Formen der Tiroler Gotik, jene aber in der Trinkstube und im Hauptsaal deutsche Frührenaissance). Straßenseite besonders malerisch und volkstümlich mit ihren Vor- und Rückspringen, Erkerausbauten und Giebelausbauten, in der Abwechslung kleiner und großer Fensterflächen. Der „Große Hof“ mit der „Schwemme“ und den übrigen gewölbten Hallen von wahrhaftiger Großartigkeit gehörte noch bis vor wenigen Jahren zu den volkstümlichsten Stätten des Hofbräuhauses. Im Gemäuer noch aus der alten Zeit stammend, ist seine dekorative Durchbildung modern: im niedern, flach gewölbten Teil blau-weiß geweckte [Rauten] Gewölbegräte, in der hohen Halle Holzgetäfel, weiße Wände, an) Gewölbe blaugrüne, gotisierende Blattranken auf gelbgrauem Grund, unterbrochen von bunten Wappen und Zunftemblemen. Trinkstube: ein Komplex von mehreren, durch weite Bögen untereinander verbundenen Räumen mit einem großen Erker an der Ecke, zur Zeit der von den bürgerlich-anständigen Elementen bevorzugte Aufenthaltsort; in der Ausstattung vom üblichen Charakter der gutbürgerlichen Trinklokale: ein rundes umlaufendes hohes Getäfel und darüber helle, mit leichtem Ornament bemalte Wände, geschmückt mit Nachbildungen der volkstümlichen Maruska-Tänzer im Alten Rathaus-Saal; kräftig rotbraun gebeitztes Holzwerk, am schönsten ausgebildet im Kopf des Mittelpfostens; an den Enden der hellverputzten Felder in der gleichfalls gebeitzten Balkendecke schlichter Schmuck aus Blumen- und Fruchtranken. Großes, prächtiges Treppenhaus zum 2. Stockwerk; hier der prunkvolle „Große Saal“, 42 m lang und 17,5 m breit, mit einem Tonnengewölbe in Monier-Konstruktion von 1000 qm; Wand- und Gewölbedekoration von Ferdinand Wagner; Gewölbefläche durch wappengeschmückte Bandgurten, deren Fußenden mit allegorischen Figuren geschmückt sind in 3 Abteilungen getrennt, die mit den Porträts der bayerischen Regenten gefüllt sind; zwischen diesen Aussprüche deutscher Fürsten und Urteile des Münchner Geschichtsschreibers Westenrieder über das Leben und Treiben in München; außerdem die Gestalten des Gambrinus und der Ceres als Allegorien des bayerischen Getränkes; an den Schmalwänden einerseits ein Bild des alten Münchens mit der darüber tronenden Modonna als „Patrona Bavariae“ und andrerseits die mutigen, patriotischen Sendlinger Bauern mit dem in sein Land zurückkehrenden Kurfürsten Max Emanuel; über dem Haupteingang und an dem über die Saalfenster hinlaufenden Fries Bilder des Prinzregenten Luitpold und bayerische Städtebilder [SB 97/34; KH 97/98, R].


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{Karl Stankewitz}