Alte Quellen

Maximiliansplatz 11


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (190)
Jahr 1914
Straße Maximiliansplatz 11

Maximiliansplatz 11. Geschäftshaus J. Schneider. Erbaut 1899 von Frank Rank. Fassade durch Karyatidenmotive, Balkons, Konsolen kräftig relifiert — im Gegensatz zu den damals in München üblichen glattgeputzten Hausansichten. Kleine Ornamente vermieden, um die großen Verhältnisse wirksam zu machen; sind dennoch kleinere Details benützt wie Spiralen, Schnecken, Mäander, so sind sie zu größeren Formengruppen vereinigt. Doppelpalmetten und Sterne, als- selbständige Dekorationsmittel, sind (zum Unterschied von Putz und anderm Material) als Galvanobronze hergestellt. Um auf den Wunsch des Bauherrn an diesem Platz etwas Besonderes zu schaffen, wurden die 2 m hohen Flachreliefs (Sphinx und Pfau), sodann die mit doppeltauslaufenden Spiralen geschmückten Pilasterkapitelle im Zwischengeschoß in Kupfer getrieben bezw. gestanzt und in Gold gefaßt. Diese dunkle Metallfassung bedingte ihrerseits w'ieder das Fassen der übrigen Ornamente, um den Kontrast mit der weißen Fläche zu mildem; nach dem Vorbild der antiken griechischen und assyrischen Tempelbemalung wurden hauptsächlich Dunkelrot und Blaugrün in Verbindung mit Gold verwendet. Die Detailformen stammen teils aus einer dem klassischen Griechentum vorausgegangenen Epoche; es wurde aber versucht, sie im Sinne des klassischen Stiles umzugestalten: so ist z. B. eine Kartusche für diese Stilweise ein fremdes Element, da dieselbe dem Mittelalter entstammt, dürfte aber infolge seiner strengen Linien und entsprechenden Umbildung nicht zu sehr aus dem Rahmen fallen.

Die Formen des Eisengitterwerkes lehnen sich ans wogenartig bewegte Ornament aus- der Periode des frühgriechischen, rotfigurigen Vasenstiles an und sind stellenweise zu Zutaten im modernen Sinn ergänzt; auch wurde bei den Gittern versucht, dieselben mehr als eine geschlossene wenig durchbrochene Fläche als durch die Bewegung der Linien wirken zu lassen, weshalb auch als Farbe Weiß mit Gold genommen wurde. Um dann den Pfeilern des Zwischengeschosses die Funktion des Tragens zunehmen, wurden diese in Eichenholz als Einbauten hergestellt; dadurch kam für das statische Gefühl die Belastung der obern Partien nur auf die (sichtbaren) Steinpfeiler zu ruhen — ein in der innern Eisenkonstruktion vorhandenes Moment, das äußerlich durch den im Sinn des modernen Eisengitterträgers ornamentierten Balken über dem Zwischengeschoß seinen Ausdruck fand [SB 99, 17].


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{Karl Stankewitz}