Alte Quellen

Polizeigebände


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (252)
Jahr 1914
Straße Ettstraße

Polizeigebände, Ettstraße-Löwengrube. Von Theodor Fischer 1911—13 an Stelle des alten Augustinerstockes errichtet unter Verwertung von Barockformen, die den Bau in Harmonie mit der anstoßenden alten Augustinerkirche, dem einzigen Rest der alten Anlage, an der Neuhauserstraße bringen. Alle wichtigen Bauteile wurden — nach dem Vorbild des alten Baues — für den Anblick von der Neuhauserstraße angelegt. weshalb die Hauptfront mit dem Haupteingang und dem für ein öffentliches Gebäude üblichen Uhrtürmchen sowie der selbständige Gebäudestock für Wohnräume an das Südende der Westseite verlegt wurden.

Das große Amtsgebäude besteht aus einem Unter- und einem Erdgeschoß und drei weiteren Stockwerken und in jedem Stockwerk sind 80—100 Räume untergebracht. Die Fassaden sind wundervoll belebt durch ganz einfache Mittel, so namentlich durch die verschiedenartige Bedachung der Fensterstöcke (Kreissegment, Spitzgiebel, gerader Sturz) und außerdem durch vertikales Abteilen des langgestreckten Baues, wobei — wie an der Hauptfront — jedesmal 6 Fensterachsen zusammengefaßt werden. Jede dieser Abteilungen ist zudem durch einen bekrönenden barocken Dachgiebelaufbau markiert, dessen obere Hälfte sonderbarerweise in eine Parallele mit der Dachflucht zurückgequetscht ist.

Eine ganz besondere Freundlichkeit gewinnt der Wohnungsbau durch die farbig behandelten, volkstümlichen Fenstersehlagläden. Dem Zweck des Gebäudes entsprechend wurden die Arresträume — über 40 im ganzen — mit besonderer Sorgfalt behandelt: sie sind ganz aus Beton gebaut und mit starken Fensterrahmen und Eisengittern versehen. Am reichsten ausgestattet ist das Hauptportal mit je einem Auslugfenster links und rechts, alle drei Teile getrennt durch 4 bunte Terrakottapfeiler, auf denen das breite vorspringende Gesims aufliegt mit der zweckentsprechenden deutlichen Inschrift: „Nach seinem Sinne leben ist gemein. Der Edle strebt nach Ordnung und Gesetz“.

Der übrige Außenschmuck verteilt sich auf Plastike n fder Tierkreis, modelliert von Prof. Römer, die vier Elemente, Portalschmuck von Halbreiter, am Treppenerker in der Löwengrube ein Figurenrelief mit der „salus publica“ von Bradl), auf Fresken (über dem Haupteingang das „Gesetz“ zwischen der strafverhängenden Justiz — mit Augenbinde und Wage — und der strafvollstreckenden Justiz — mit dem Schwert — von Jul. Diez, an der Löwengrube die sechs Hauptlaster — Faulheit, Hoffart, Völlerei, Zorn, Neid, Geiz — in karrikierenden Tiergestalten dargestellt von Bruno Goldschmitt, von dem auch die Figuren „Krieg“ und „Frieden“ am Frauenplatz stammen) und auf Majolikadekoration von Prof. Floßmann in den Wohnhauserkern.


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