Alte Quellen

Kgl. Residenztheater


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (303)
Jahr 1914
Straße Max-Joseph-Platz 1

Kgl. Residenztheater, Max Josephsplatz 1, Eingang zwischen Residenz und Hoftheater. „Ein Juwel des Rokoko [Br. 83]“, erbaut 1751—53 von Fr. Cuvillies. Obwohl die Pflege dramatischer Kunst in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. durch reisende englische und deutsche Schauspielertruppen speziell auch in München nachgewiesen ist, fehlt für die Existenz eines eigenen Theatergebäudes jede urkundliche Bestätigung. Erst die Verpflanzung der italienischen „drama per musica“ durch die Kurfürstin Henriette Adelheid war der Anlaß zur Errichtung ständiger Bühnen. Diese Aufführungen der italienischen Singspiele fanden anfangs im Herkulessaal der Residenz statt. Doch schon 1654—57 schritt der kurfürstliche Hof zur Errichtung eines eigenen Opernhauses am Salvatorplatz. In diesem Hause fanden zunächst nur italienische und französische Werke ihre Darstellung. Als nun der ehemalige Rechtskandidat Franz Nießer mit einigen Kollegen auf der Malztenne des „Faberbräu“ in der Sendlingerstraße deutsche Stücke mit großem Erfolg zur Aufführung brachte, empfand auch der Hof das Verlangen, auch ein deutsches Schauspiel zu sehen.

Nachdem der Gesellschaft Nießer das Opernhaus am Salvatorplatz (1802 niedergerissen) für die Bürger überlassen worden, diente von da an das 1751 erbaute jetzige „Residenztheater“ zur Aufführung von Oper und Schauspiel für den Hof. Dieses Haus, das ursprünglich rein höfischen Festlichkeiten und Gesellschaften zu dienen hatte, war im Sinne italienischer Logenhäuser durchgebildet und hatte ein amphitheatralisch aufsteigendes Parkett, das durch im Keller aufgestellte große Hebel für andere Festlichkeiten horizontal gelegt werden konnte. Ausschließlich für die fürstliche Familie und den Hof berechnet, ist Cuvillies Theater ein verhältnismäßig kleiner Raum. Die glänzende Gesellschaft war ganz unter sich und wie im Ballsaal oder bei sonstigen Feierlichkeiten streng nach der Stufenfolge der Hofrangordnung gegliedert: Balkon und große Seitenloge waren für den Kurfürsten und seine Familie reserviert, die Logen in den zwei Rängen gehörten dem Gefolge und der vornehmen Hofgesellschaft — „Loges destinies pour la noblesse de la ville“ — lautete die charakteristische Nomenklatur der Logen. Wie überall, wo der Kurfürst auftrat, war auch hier das unnachsichtige Zeremoniell in Kraft und brachte mit sich jene imposante Steigerung vom Einfachen bis zum Brennpunkt des Glanzes in der Person seiner Kurfürstlichen Durchlaucht selbst. Alle mußten ihn sehen können und er ebenso alle, die erschienen oder vielmehr „befohlen“ waren; das Publikum mußte daher frei sitzen, Toilettenglanz, Fächerspiel und graziösen Flirt entfalten können — man wollte nicht im Dunkel einer Loge verschwinden, und Cuvilliés hat diesen Forderungen in höchst geschmackvoller Weise Rechnung getragen. Die reichgeschnitzten, aber dünnen Stützen der Baikone und Ränge, die goldenen Draperien, die graziösen Muster für die Brüstungen, die Schattierungen der Decke, alles in den Farben Rot und Gold mit Weiß, alles ist auf die Inszenierung eines aristokratischen Publikums in bunter, juwelenbesetzter Toilette berechnet. Der Raum selbst ist von entzückender Anmut, bewundernswert durch eine geistreiche und doch strenge Gliederung bei kleinen Verhältnissen: ein Theater für leichte, amüsante Unterhaltung, die durch eine fein instrumentierte Musik den Charakter des Hofsalons respektieren mußte. „Zu besuchen und zu genießen ist darum dies heitere Werk niemals besser als bei einer Vorstellung, am allerbesten just bei einer solchen des Don Giovanni Mozarts: es gibt wohl kein Theater, in dem Mozartscher Geist so prickelnd von allem Zauber zurückzukommen scheint, wie Münchens Residenztheater — Mozart und Cuvillies singen der fröhlichen Zeit ein letztes Duo“ [Br. 71; ferner BAJ 234 ff. u. W. 175].


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