Alte Quellen

Staatsbibliothek


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (231)
Jahr 1914
Straße Ludwigstraße 14

Staatsbibliothek, Kgl.Hof- und, Ludwigsstr. 23. „Das großartigste Gebäude Gärtners [B 93]“, errichtet 1832—42. 

Zur Geschichte: 1558 wurde vom Herzog Albrecht V. die Büchersammlung des Staatsmannes und Humanisten Joh. Widmannsteter angekauft, dessen Bibliothek nunmehr den eigentlichen Grundstock der herzoglichen und spätem kurfürstlichen Hofbibliothek (daher der Name) bildete. Anfänglich in der Herzogsresidenz zu Landshut aufgestellt, wurde die Bibliothek noch 1558 in die Münchner Residenz überführt — in der ausgesprochenen Absicht, in München eine „Hofbibliothek“ zu errichten, wie sie bereits in den Residenzorten andrer Fürsten vorhanden war. Im Jahre 1561 wurde ein eigener Bibliothekar aufgestellt in Aegidius Oertel, und mit dieser Ernennung war die Bibliothek gewissermaßen offiziell geworden (nach Dr. Otto Hartig, Kustos)].

Der Plan Gärtners mußte eine Reihe von allen möglichen Entwicklungsphasen durchmachen, bevor er die Genehmigung des Königs erhielt. Insbesondere bestand Ludwig I. darauf, daß die Straßenfront keine weitere Gliederung durch einen Vorsprung oder Mittel- und Seitenerhöhung erhalte. Und so macht das im romanisch-florentinischen Stil erbaute, 151 m lange und über 24 m hohe Gebäude, das im Erdgeschoß in mächtiger Quaderkonstruktion aufgeführt ist, mit seinem weitschattenden, höchst wirkungsvollem Konsolengesims und Dachziegelvorsätzen gekrönte Gebäude durch seine ungebrochene Mächtigkeit und Kolossalität einen ungemein großartigen, die ganze Umgebung der Ludwigsstraße beherrschenden Eindruck. Dem Backstein ist hier eine Monumentalität abgewonnen, die sonst wohl nur bei Steinfassaden auszudrücken gelungen ist. „Man wird vergeblich in Deutschland solche monumentale Wucht suchen in den Bauten des 19. Jahrh. Ganz wie der Meister der Frauenkirche nicht aus Mangel an Einfällen, sondern nur aus rassiger Lust an großer Linie, die ihm die Heimat — in der machtvollen Silhouette der Bergketten — in ewiger Klarheit gezeichnet — zur schlichten Massenwirkung der Kirche kam, so hier Gärtner und der königliche Bauherr. Hier hat unbedingt die Kritik der kleinen Zier zu schweigen — wie der Betrachter der Ludwigsstraße nie die hier gewollte Wucht der Horizontale als Wichtigstes außer acht lassen sollte. Gewaltige Führer müssen das Ziel stark betonen; nur Folger haben sich durch ausgleichende Kunst auszuzeichnen [Br 110]“.

Eine eindrucksvolle Freitreppe mit den 4 sitzenden Kolossalstatuen von E. Mayer und Sanguinetti in Kelheimer Kalkstein: Thukydides (Geschichte), Homer (Kunst), Aristoteles (Philosophie) und Hippokrates (Heilkunde) geleitet ins geräumige Vestibül. Von da aus gelangt man parterre rechts ins Kgl. Allgemeine Reichsarchiv und, geradeaus, zwischen glatten Marmorwänden auf einer mächtigen, in ungebrochener Flucht aufsteigenden Marmortreppe — die sich mit ihren reichgeschmückten Säulenarkaden den prächtigsten Leistungen monumentaler Prachtstiegen würdig anschließt — in die Reihe der Lesesäle. Den monumentalen Abschluß der Treppe bilden die von Schwanthaler modellierten Kolossalstatuen Herzog Albrechts V., des Gründers der Bibliothek, und König Ludwigs I., des Erbauers des Gebäudes. Die Auswahl der Medaillonbildnisse von berühmten Gelehrten aller Zeiten, die die Lünetten des Treppenhauses als sinnige Dekoration schmücken, sowie die Büsten von den um die Bibliothek besonders verdienten Wittelsbacher Fürsten im sogen. Fürstensaal ihre Aufstellung fanden, ging vom König selbst aus [HR 316].


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{Karl Stankewitz}