Alte Quellen

St. Ludwigs-Pfarrkirche


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Quelle Reber - Bautechnischer Führer durch München (100)
Jahr 1876
Straße Ludwigstraße

Die St. Ludwigs-Pfarrkirche in der Ludwigstrasse wurde von König Ludwig I. ausdrücklich in der Absicht zu bauen beschlossen, für monumentale Malerei religiösen Inhalts nach Art Ober- und Mittelitaliens Gelegenheit zu schaffen. Deshalb waren italienischmittelalterliche Kirchenbauten hier die Vorbilder und diese dem hiezu gewählten Architekten Fr. v. Gärtner empfohlen. 1830 begonnen, wurde die Kirche 1844 vollendet. Die Aussenseite ist durch den wenigstens an der Fassade verwendeten Stein in dem sonst zu Backstein und Verputz verurtheilten München erfreulich. Auch fehlt es der Fronte nicht an einzelnen Schönheiten, obgleich sie noch deutlich zeigt, dass Gärtner damals die gesammelten Motive noch nicht stylvoll zu verwerthen wusste. Steht man der Fronte nicht sehr schräg gegenüber, so erscheint die Weitstellung der nach italienischem Vorbild vom Mittelschiff abgelösten, aber gegen den transalpinen Gebrauch verdoppelten Tlnirine etwas gespreizt. Der schöne Arkadengang welcher die beiderseits ziemlich kahlen Gebäude (links Pfarrhof, rechts Privatgebäude) mit der Kirche verbindet, und durch welchen man in den hübschen Kreuzweggarten, leider ohne Kreuzgang, kömmt, kann diesen Uebelstand nicht ganz beseitigen.

Das Innere ist dreischiffig, mit Kreuzgewölben im Mittelschiff, Kuppeln in den kapellenartig getheilten Seitenschiffen unter Festhaltung des Rundbogens in allen Gurten. Die Gliederungen sind nicht ohne Feinheit, doch ist der flachen farbigen Musterung zu viel Spielraum gelassen, und diese zu kleinlich. Dies ist besonders in dem mächtigen Querschiff empfindlich, in welchem nur ein Theil der beiden Schlusswände von Gemälden in Anspruch genommen wird. Die übrigen Seiten, welche allerdings auch für Aufnahme von Fresken gedacht waren, erscheinen gliederungslos und leer, und in ihrer einförmigen Patronirung unerquicklich. Auch der Chor, mit rechtwinkligem Chorabschluss, wie er der Ausmalung wegen im Programm verlangt war, erscheint ziemlich öde. Die Gemälde, bekanntlich zu den berühmtesten Werken von Cornelius gehörend, verleihen dafür dem Chorabschluss (Jüngstes Gericht) und besonders den Gewölben des Chors und Querschiffes ein ganz selbstständiges Interesse. Wäre es gelungen, die Ungeduld des Königs zu bezwingen und den ursprünglich beabsichtigten, auch das Querschiff in Anspruch nehmenden Cyclus, die neue divina comedia, wie Cornelius meinte, durchzuführen, so würde das Innere der Ludwigskirche eine ganz imposante Wirkung machen, selbst wenn einzelne Gemälde noch weniger gelungen wären, als diess bei der Geburt Christi und dem Kreuzigungsbild über den beiden Querschiffaltären der Fall ist.


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Ludwigskirche

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{Karl Stankewitz}