Alte Quellen

St. Michaels-Hofkirche


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Quelle Reber - Bautechnischer Führer durch München (105)
Jahr 1876
Straße Neuhauser Straße

Die St. Michaels-Hofkirche, ehemals Kirche des Jesuiten Collegiums, des nunmehrigen Akademiegebäudes. Ueber die Entstehung dieses herrlichen Baues wie des anstossendon Ordenshauses ist in der Baugeschichte (S. 39) die Rede gewesen. 1590 geweiht, doch erst 1597 vollendet, muss die Kirche nächst der Frauenkirche als das bedeutendste Bauwerk des  älteren München bezeichnet werden, wie sie auch zuerst den Renaissancestil ohne traditionelle gothischeBeimischung in München in Anwendung zeigt, und nicht minder von der späteren Entartung noch frei ist. Das Aenssere ist ohne selbstständige Bedeutung; doch ist die Facade mit ihrer der inneren Eintheilung entsprechenden Stockwerkgliedcrung immerhin, wie namentlich durch den schönen St. Michael von Hub. Gerhard, nicht ohne Werth. Minder vortheilhaft gestaltete sich die Langseite nach der weiten Gasse, wo die Construction des Innern in dürftiger Nacktheit zum Vorschein kömmt und zu keinem eigentlich künstlerischen Ausdruck gelangt. Das mächtige einschiffige Innere mit dom gewaltigen Tonnengewölbe entschädigt jedoch für das Aeussere. Die nicht zu grossen Detailverhältnisse lassen nemlich das Ganze bei der übrigens ziemlich bedeutenden Länge von 87 Metern sogar noch riesiger erscheinen. Die nach innen gezogenen mächtigen Streben nehmen absidale Kapellen zwischen sich, je drei an jeder Seite, welche wieder einer stattlichen Einpore oberhalb Raum geben. Das Querschiff, ausserordentlich grossräumig und von einer Wirkung, wie in wenigen Kirchen ähnlicher Dimensionen, lässt dem Chor noch genügende Tiefenentwicklung, um selbst dem Publikum überlassen worden zu können. Die Decoration des Chores aber ist in der ganzen Gliederung wieder auf eine vergrössernde Wirkung berechnet. Darauf zielt auch der dreigeschossige Hochaltar ab, welcher keineswegs Stückwerk und unvortheilhaft, wie man lesen kann, sondern den allgemeinen Verhältnissen des Gebäudes so entsprechend wie möglich, und in der That ein harmonischer Abschluss des Ganzen ist.

Von der Ausstattung der Kirche ist zunächst das Bronze-Kruzifix mit der hl. Magdalena an der rechtsseitigen Schlusswand des Querschiffes sammt der in demselben Flügel aufgestellten bronzenen Engelsfigur am Taufbecken von Hub. Gerhard hervorzuheben. Gegenüber, an der linksseitigen Schlusswand, befindet sich das bekannte Grabmal des Herzogs Eugen v. Leuchtenborg, von Thorwaldsen, im J. 1824 vollendet. Unter den Gemälden sind die Wappenglasgemälde der Fayadenfenstor über dem Orgelchor von H. und G. Hebenstreit von speziellem Interesse. Das Altargemälde des Hochaltars, S. Michael darstellend, wie die beiden Gemälde der grösseren Querschiffaltäre sind von Chr. Schwarz, andere wie S. Sebastian und S. Magdalena von H. v. Aachen, S. Ignatius von P. Candid. 


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St. Michael

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{Karl Stankewitz}