Alte Quellen

Die St. Ludwigskirche


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Quelle Nagler - Acht Tage in München (94)
Jahr 1863
Straße Ludwigsstraße

Die St. Ludwigskirche, eine Zierde der Ludwigsfiraße, wurde von F. v. Gärtner im italienisch-romanischen Style erbaut. Den Grundstein legte König Ludwig am 18. Januar 1830, und am 25. August 1840 wurden die Kreuze der Thürme enthüllt. Die Pfarrurkunde ist vom 26. August 1844. Pfeiler tragen das Gewölbe uud theilen das Innere in drei Schiffe mit reichem Farbenschmucke. Die Facade des Schiffes zeugt von einem feinen architektonischen Sinne, die Stellung der Thürme zur Seite derselben ist aber nicht glücklich, indem sie in's Weite ziehen. Die Thürme sind 220 Fuß hoch, und die Länge der Kirche beträgt 230 Fuß. Die Statuen an der Fayade über dem Portale sind nach Modellen von Schwanthaler und unter seiner Aufsicht vollendet. Das Dach ist musivisch gedeckt, die farbigen Platten ersetzen aber die Wirkung der vermißten Kuppel nicht. Im Innern der Kirche entwickelte P. v. Cornelius das Wesen des christlichen Glaubens in der Darstellung der Gottheit in ihren Wirkungen als Schöpfer, Erlöser und Richter.

Gewölbe im Hauptchor. Am Bande über dem Altäre erscheint Gott als Schöpfer in der Glorie von Seraphim auf dem Himmelsbogen, und weiset der Sonne und dem Monde die Bahnen an. Zu seinen Füffen halten Cherubim die Weltkugel, und zu beiden Seiten beten die übrigen Chöre der Engel den Schöpfer an. Dieß ist eine tiefsinnige Composition, voll von geistigen Beziehungen. Der Herr hatte mit dem Raume die Zeit geschaffen, und darauf deutet der an die Weltkugel den Zirkel legende Engel, sowie jener mit der Sanduhr. Ueber diesen schweben drei Engel mit Sceptern, Globen und Palmen, den Emblemen der ^Herrschaft und der Unterwerfung unter das den ersten Menschen gegebene Gesetz. Die Folgen der Uebertretung versinnlichen die Engel (Potestates) durch den Richterstab und das Schwert; doch ist dabei auch der Oelzweig als Symbol der Verheißung und Erlösung. Die Erzengel in den beiden Stichkappen rechts und links von der Weltschöpfung erscheinen als Vermittler zwischen Gott und den Menschen, rechts Rafael als freundlicher Führer, Gabriel als Verkünder des Heils, Uriel als Vermesser der künftigen Wohnungen im Hause des Vaters, und drei andere Engel, welche auf die Verheißung au Abraham deuten. Auf der entgegengesetzten Seite sitzt Michael, der Ueberwinder des alten Drachen, welcher von seinen Gehilfen in die Bande der Nacht geschlagen wird. Die Entwürfe und Cartons zu diesen Gemälden sind von Cornelius, die Aus- führung des Mittelbildes von C. Hermann, C. Stürmer, Hellweger und Kranzberger, die Erzengel links von Kranz berg er und Hellweger, rechts von Schabet und Heiler.

Seitenchor rechts. Hier führt der Künstler in das Geheimniß der Erlösung durch die Menschwerdung Gottes. An der Decke schwebt Gott Vater mit liebend ausgebreiteten Armen in der Glorie von Engeln, und das Symbol des hl. Geistes schwebt auf die heilige Jungfrau nieder, welche das Jesuskind im Schooße hält. Links beten die Hirten, und rechts bringen die Weisen Geschenke dar. Der Carton ist von Cornelius, die Ausführung von Moralt, Lacher und Heiler. Die Verkündigung in den getrennten Feldern hat Hellweger nach dem Carton von C. Hermann gemalt. Seitenchor links. Hier ist die Vollendung des Erlösnngswerkes geschildert. Christus erscheint am Kreuze zwischen den Mördern. Die Freunde drängen sich um ihn, und die Juden und ihre Priester bewahren ihren Spott und Hochmuth bis zum Ende. Der Strahl des Heils trifft auf die demüthigen Heiden, sowie auch die Seele des reuigen Schächers der Engel in Empfang nimmt, während den Höhner der Teufel in seine Gewalt bekommt. Zu den beiden Seiten ist die Auferstehung vom Tode angedeutet, indem Christus als Gärtner der Magdalena erscheint. Das Hanptbild ist nach dem Carton von Cornelius von Hermann, Stürmer und Moralt gemalt. Die Erscheinung im Garten malte Heiler nach dem Carton von Hermann.

Die Hauptwand des östlichen Chores. Indem 63 Fuß hohen und 39 Fuß breiten ergreifenden Wandgemälde erscheint Christus als Richter auf hohem Wolkenthrone, umgeben von den Passionsengeln und den Heiligen des alten und neuen Bundes. Unter ihm ist ein Engel mit dem Buche des Lebens und des Todes, und andere Engel posaunen zum Gerichte. Rechts sind die Seligen von einem Reigen von Engeln durchwoben, links die Verdammten mit dem Höllenfürsten und seinem Anhänge, und in Mitte von Beiden zieht der Erzengel Michael die Scheidewand. Zu unterst gehen die Todten zum seligen Leben, oder zum ewigen Verderben aus den Gräbern hervor.

Für die weitere Betrachtung dieses inhaltreichen Bildes wird es gut seyn, einen sicheren Standpunkt zu suchen, von dem ans man das Gewirre der Hölle und die Schaaren der Seligen im rechten Lichte erblickt. Man muß alle Momente zu- sammenfassen, um ein klares Bild zu gewinnen. Der Heiland kommt zum Gerichte mit allen Zeugen seiner Göttlichkeit, und der Engel öffnet das Buch, in welchem alle wie in einem Spiegel ihr Loos schauen können. Lucifer auf dem Throne als Fürst der Finsterniß hat mit seinem Anhänge bereits die Hölle ver- sorgt, aber auch im letzten Momente ringen seine Engel noch um Seelen. Er selbst, mit Doppelhacken und Schlangenbündel, ein schauerliches Bild der Phantasie, setzt den Fuß auf zwei Verbrecher, auf Segest, den Verräther des Vaterlandes, und auf Judas Jscharioth mit dem Beutel und dem Strick um den Hals. Den Blick wendet er nach einer Gruppe Verdammter, die auf den Knieen vor ihm liegen, und an der Pforte der Hölle ge- brochen und in sich gefallen harren. Der Künstler versinnlichte darin die sieben Todsünden und die Qual derjenigen, die damit behaftet sind. Doch nicht alle sind in gleichem Maße der Ge- walt des Bösen verfallen, daher entreißt der gute Engel dem- selben die aufwärts strebenden Seelen.

Ein Bild der himmlischen Wonne und des seligen Ent- zückens entwickelt sich gegenüber. Die Richtung des Fluges geht aufwärts, uud schon verlieren sich Glückliche in die Tiefe der Höhe. Ganz unten sind nur noch zwei geschichtlich bezeichnete Gestalten: Dante der Dichter des Himmels und der Hölle, und Fra Beato Angelico da Fiesole, welcher als Maler die Selig- keit des Himmels zu schildern verstand. Neben dem Eügel, welcher die beiden Liebenden, als Wiedersehen im Jenseits mit dem Kranze der Unsterblichkeit krönt, ist eine Gruppe Lebender, und unter ihnen der König Ludwig, dem man den Bau der Kirche verdankt.Ludwigs-Maximilians-Universität — Ludwigsmonument. 99 98 Ludwigskirche. Die Zeichnung zu diesem tiefdurchdachten und reichen Bilde fertigte Cornelius von 1834—1838 in Rom, und im Jahre 1836 begann er die Ausführung in Fresco, welche im Herbst 1840 beendigt war. Das jüngste Gericht ist allein von ihm selbst gemalt, da das großartige Ganze aus einem Guße sehn mußte. Es weicht in der Behandlung der Farben von den übrigen Werken ab, dagegen bewahrt es aber jeden Zug der Originalität, und wenn auch weniger gefällig, so ist es doch der größte Schatz der Kirche. Nach der Vollendung verschloß der Architekt dem großen Meister dieselbe, nnd bald darauf verließ dieser München, um in Berlin einen neuen Wirkungskreis zu ziehen.

Das Kreuzgewölbe. An diesem ist die Gemeinschaft der Heiligen des alten und neuen Bundes vorgestellt. In der Mitte schwebt der heilige Geist unter der Gestalt der Taube, durch welchen die Heiligen und Seligen in Gott durch alle Ewigkeit leben. Die Zahl der Figuren an diesem Gewölbe ist sehr bedeu- tend, und je zwei Engel halten Tafeln mit Inschriften, nach welchen die Patriarchen und Propheten (gemalt von Kranzber- ger und Halbreiter), die Apostel und Märtyrer (gemalt von Lacher und Herrmann), die Kirchenväter und Ordensstifter (gemalt von Moralt, Hellweger und Kranzberger), die Missionaire, Könige und Jungfrauen (gem. von Hermann, Heiler und Schabet) vorgestellt sind.

Im Gewölbe über dem nördlichen Seitenchor sind die vier Evangelisten nach Cartons von Cornelius, von Lacher und Her- mann gemalt. Im Gewölbe über dem südlichen Chor sieht man die vier Kirchenväter nach Hermann's Cartons, von Moralt, Halbreiter und Kranzberger in Farben ausgeführt.

Beachtenswerth sind in der Kirche noch die sehr reiche Tauf- kapelle und die Kanzel. Die bunten hölzernen Heiligen auf den Seitenaltären wird der erfahrene Kunstfreund als styllosen Appen- dix erkennen, während ein großer Theil des Publikums den Schmuck des Zopfsthles nicht verschmäht, und ihn sogar schön findet. In dem die Kirche umgebenden Garten findet man die 14 Leidensstationen des Herrn, von Fortner in Fresco gemalt. Das eine der durch Säulengänge ^verbundenen Häuser ist der Pfarr- hof, das andere bewohnte der verstorbene Architekt der Kirche, Friedrich von Gärtner.

Die Gemeinde von München trug zu diesem Baue 877,838 fl. bei. Der König Ludwig gab einen Aversalbeitrag von 100,000 fl., und half dem pekuniären Uebelstande der Stadt durch die Be- willigung eines zweiten Bierpfennigs für die Gemeindekassa ab. Der Bau allein erforderte 500,000 fl., die innere Ausschmückung 80,000 fl. und die Einrichtung der Kirche 150,000 fl. (Beschreibung der Ludwigskirche in München und der 'in ihr enthaltenen Frescoma- lereien. Von Dr. R. Marggraff. München bei G. Franz. Preis 24 kr. Mit 1 Stahlstich. Das jüngste Gericht, die Geburt Christi und die Kreuzigung sind von H. Merz gestochen, gr. Fol. Gott als Weltschöpfer ist von F. Hohe lithographirt. Die Grablegung, nach dem Bilde im Garten der Kirche, hat I. Schreiner lithographirt, gr. Ouerfol. Auch kleinere Abbildungen find vor- handen. — Bei G. Franz ist eine Ansicht der Kirche und der Ludwigsstraße zu 12 kr. zu haben.)


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