Alte Quellen

Der Königsbau


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Quelle Nagler - Acht Tage in München (164)
Jahr 1863
Straße Max-Joseph-Platz

Der Königsbau, oder der südliche Flügel der k. Residenz, erinnert in seiner Facade an den Palazzo Pitti in Florenz, welcher 1440 von Filippo Brunelleschi erbaut wurde, und die Rückkehr vom gennanisch-italienischenStylzur antiken Bauweise be- urkundet. Den Plan zum Königsbau fertigte L. v. Klenze, und am 23. Juni 1826 wurde der Grundstein gelegt. Im Jahre 1835 war er vollendet, nach einem Kostenaufwand ° von 2,157,426 st. Die Hauptfronte ist 430' lang, und das Gebäude mit dem oberen Stockwerke 150' hoch. Letzteres läßt rechts und links einer Terrasse Raum.

Das Erdgeschoß enthält rechts die Gemächer der k. Hofhaltung, und links sind die Prachtfäle, in welchen Julius v. Schnorr Darstellungen aus dem Nibelungenliede in Fresco malte. Der Eingangsf aal gibt den Ueberblick über Entstehung, Eigenschaft und Hauptcharaktere des Gedichtes. Ueber der Thüre ist der Dichter mit der Märe (Erzählung) und der Saga (Gesang) vorgestellt, und an den Wänden sind die Hauptpersonen des Liedes gemalt. Im Bogen über dem Fenster und an der Decke setzt sich die Einleitung fort. Im zweiten, oder Hochzeitssaal, sind die bedeutendsten Momente aus Siegfrieds Leben zusammen- gefaßt. Die großen Gemälde dieses Saales stellen Siegfrieds Rückkehr aus dem Sachsenkrieg, und Brunhildens Ankunft in Worms vor. Im dritten Saale, jenem des Berraths, setzen sich in den Lünetten die Bilder aus Siegfrieds Leben fort, und über den Thüren treten Kriemhild, Sigmund und Hagen auf. Die Wandgemälde schildern den Streit der Königinnen, die Ermordung des Siegfried durch Hagen, dann wie Kriemhild den Leichnam des Siegfried findet, und wie sie Hagen als Mörder erkennt. Der vierte Saal, jener der Rache, ist der Kriemhilde geweiht. In dem Wandbilde zwischen den Fenstern kommt sie zu Volker und Hagen vor dem Palaste, um sie zu Rede zu stellen. Dann folgt der Kampf an der Stiege des brennenden Palastes, Dietrichs Bezwingung des Hagen, und Kriemhildens Ermordung durch Hildebrand. Der fünfte Saal ist der der Klage. In den Wandbildern werden die Todten aus dem Saale getragen, die Boten ziehen mit den Waffen der Gefallenen davon, Bischof Pilgrim läßt sich die Geschichte erzählen.

Gemächer des Königs im ersten Stockwerk.

Erstes Vorzimmer. Es enthält monochromatische Vorstellungen im altgriechischen Vasenstyl, den Argonautenzug nach L. v. Schwanthaler's Zeichnung in Enkaustik gemalt.

Zweites Vorzimmer. Bilder aus den Gedichten des Hesiod, nach Schwanthaler's Zeichnungen von Hiltensperger und Streidel polychrom enkaustisch gemalt. Im Friese ist die Theogonie vorgestellt, und an den Wänden sind Bilder aus den „Werken und Tagen", und dem „Schild des Herakles."

Service-Saal des Königs. Gemälde zu den homerischen Hymnen, nach den Compositionen von I. v. Schnorr, an der Decke von Hiltensperger, an den Wänden von F. F. Olivier, Streidel und Schulz ausgeführt. Der enkaustisch behandelte Fries schildert an den vier Wänden den Hymnos der Aphrodite, der Demeter, des Apollo und des Hermes. Die unteren Wandbilder stellen die Geburt der Aphrodite, die Einführung des Ackerbaues, Apollo unter den Hirten und den Tod des Argus vor.

Thronsaal des Königs. Reliefs in Gyps von Ludwig Schwanthaler, zu denen der Stoff aus Pindar's Gesängen entnommen. Im Fries sehen wir die vier griechischen Kampfspiele, und an den Wänden Bilder aus dem Mythos von Herakles, Achilleus, Jason und den Dioskuren gemalt.

Speisesaal. Darstellungen zu Anakreons Gedichten, nach den Zeichnungen des Direktors Clemens v. Zimmermann. Die Ausführung an der Decke in Fresco, an den Wänden in Enkaustik ist vott ihm selbst, Anschütz und Nilson.

Das Empfangszimmer. Mit 24 Gemälden zu den Tragödien des Aeschylos, nach den Zeichnungen des L. v. Schwan- thaler von L. Schilgen in Fresco (Decke) und Enkaustik ausgeführt.

Schreibzimmer. Mit 2t Bildern zu den Tragödien des Sophokles, nach Schwanthalers Zeichnungen von W. Rockel und Hansen gemalt.

Ankleidezimmer. Mit 27 Bildern aus den Lustspielen des Aristophanes, nach Schwanthaler's Zeichnungen von Hiltensperger ausgeführt.

Schlafgemach. Darstellungen aus den Idyllen des Theokrit, gemalt von W. Rockel und Bruckmann, theils nach eigenen Compositionen, theils nach Entwürfen von H. Heß.

Gemächer der Königin.

Erstes Vorzimmer. Darstellungen aus den Gedichten des Walther von der Vogelweide, von Gassen in Fresco ausgeführt.

Zweites Vorzimmer. Bilder aus Wolfram von Eschenbach zum Parcival, in Fresco gemalt von Carl Hermann.

Servicezimmer. Mit 20 Bildern zu Bürgers Gedichten, von Professor Ph. Folz, F. Dietz und Wendling enkaustisch behandelt.

Thronsaal. Darstellungen aus Klopstock's Gedichten, von W. von Kaulbach gemalt.

Salon. Bilder zu Wieland's Gedichten, im Friese Scenen aus Oberon von E. Neureuther, an den Wänden solche aus Musarion und den Grazien nach W. v. Kaulbach's Entwürfen von E. Förster enkaustisch gemalt.

Schlafsaal. Mit 36 Darstellungen zu Goethe's Gedichten, von W v. Kaulbach enkaustisch gemalt.

Schreibzimmer. Mit 22 Gemälden zu Schiller's Gedichten, von Ph. Foltz und W. Lindenschmitt.

Bibliothekzimmer. Bilder zu den Dichtungen Ludwig Deck's, von M. v. Schwind gemalt.

Zweites Stockwerk.

Die Räume desselben sind dem geselligen Vergnügen des Hofes gewidmet.

Der Tanzsaal ist mit enkaustischen Gemälden von Hiltensperger und Anschütz geschmückt. Am Friese ist eine Reihe tanz- ender und musizierender Figuren, in den beiden Wandgemälden der getheilte Chor der Musen vorgestellt. Im Nebenzimmer rechts malte Schilling nach C. Rottmann's Aquarellen Landschaften mit Scenen ans dem altgriechischen Volksleben, und im nächstfolgenden Zimmer enthält der Fries eine Reihe von Reliefs au« der Mythe der Venus, von L. v. Schwanthaler in Gyps ausgeführt. Aus dem Tanzsaal kommt man in den Gartensaal.


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{Karl Stankewitz}