Alte Quellen

Dresdener Bank


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (67)
Jahr 1914
Straße Promenadeplatz 6

Dresdener Bank, Promenadeplatz 6. Zu den am wenigsten erfreulichen Objekten im Architekturbild einer Stadt gehören unstreitig die Bankbauten; eine Reform des äußern Auftretens derselben wäre wohl zu wünschen: denn in der Kunst gilt nicht der Reichtum, sondern der Geschmack. In der Dresdener Bank suchte und fand der Architekt, Prof. Max Littmann, in der Tat eine neue, wirklich ansprechende Form: ganz schlicht eigentlich und dennoch groß, ruhig und gerade deshalb vornehm steht der Bau da, nicht nur ein architektonischer, sondern auch ein malerischer Wert des Promenadenplatzes: die Fassaden, nirgends unter wuchtigen Ausbildungen, unter zu starken Gliederungen leidend, können eben ihren hübschen Lokalton aufs vorteilhafteste dem Lichte preisgeben, so daß das monumentale Eckgebäude, besonders bei blauem Himmel, sehr elegant in seiner diskreten warmen Farbe aus der Flucht der Bauten heraustritt. (Wenn trotzdem ein Ton des reizenden Louis XVI. Stils durchs Ganze geht, so ist das wohlbedacht: sind doch gerade in diesem Stadtteil die feinen zierlichen Stile des 18. Jahrhunderts vertreten.) Schmuckstücke gelangten im Aeußeren nur spärlich zur Anwendung, wie ja auch alle Portale möglichst flach und einfach gezeichnet sind, was zusammen eben das angenehme Gesamtbild ergibt. Im obersten Geschoß zwischen den Fenstern Putten und Girlanden, an der Ecke über der Attika die großen Figuren der 4 Elemente (von Düll und Petzold). Als Material dient statt des üblichen Münchner Verputzes Muschelkalk (für Sockel) und Kelheimer Donaukalkstein (für die Fassade). Die Bank bietet also von außen kein anderes Bild als etwa das eines noblen, großen Hauses, eines in sich gefestigten Besitztums. Die vorzüglich wirkende Vorhalle ist, architektonisch genommen, die charakteristischste Note des Gebäudes und schmückt ebenso sehr nach außen, wie sie gleichsam ein Vorspiel zu den prächtigen Arkaden der Kassenhalle bildet; sie liegt in der figurenbekrönten Ecke des Baues, ganz im Material des Sockels ausgeführt. Selbst die Tresorräume, in modernster Weise gegen Gefahren gefeit, erweisen sich, obwohl sie im Grunde nur Kassen großen Stils zu sein haben, architektonisch noch recht reizvoll: Pfeiler mit blauen Fliesen, weiße Wände, blinkende .Kassetten mit Messingverschlüssen bringen ein ganz anziehendes Bild zu-Stande.

Muß die Grundrißlösung, zumal bei Verkehrsbauten, vor allem übersichtlich und so allein zeitgemäß sein, so darf man auch in dieser Hinsicht die Dresdener Bank bewundern: man findet sich im Nu zurecht. Die große Kassenhalle, das Prachtstück des Hauses, bringt mit den Pfeilern die prachtvollsten Marmorfarben (Brünhildensteiner Marmor) in den Gesamtraum: Karneol, Granat, Krapplack und Purpur, dazu das dunkle, fast olivgrüne Holz der Bänke, die gelben und grauen Werte des Fußbodens, die dezente Goldornamentik auf grauen Grund, die goldschimmernden Gitter der Zahltische.

Die Bronzen der Pfeiler, die Reliefs mit figürlichen Sujets stammen von H. Wadere (Handwerk, Kunst, Ackerbau, Viehzucht, Fischerei) und Behn (Schiffahrt, Bergbau, Industrie, Verkehr, Handel).

Ein eigener Lesesaal ist dem Publikum besonders willkommen, von Ballin-München technisch vollendet ausgestattet: die fast 4 m hohe Vertäfelung (mit eingebautem Bild des Prinzregenten) ist, wie die Möbel, ans hechtgrauer Wassereiche. Ein anderer Raum ist bemerkenswert durch seine Ausstattung in Jarra-Holz, einem neuen, feuersicheren Material, in der Farbe fast indisch rot und ohne besonders zu glänzen, im Ton satt und ruhig. [Aus O. v. Lasher in KH 07 und SB 08].


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{Karl Stankewitz}