Alte Quellen

Gasteig


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Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (115)
Jahr 1914
Straße Am Gasteig

Gasteig bei Haidhausen, Bezeichnung für das rechte Isarsteilufer (daher der Name: „steig“ = Weg, „gah“ = gach, steil. Bis 1861 Stätte des uralten „Leprosenhauses zu St. Nikolaus“, nordwestlich vom Gasteigkirchlein, der ehemaligen Spitalkirche, gelegen; nach Erlöschen der furchtbaren „Lepra“ (der „Krankheit des Mittelalters“) für ansteckende (unheilbare) Krankheiten überhaupt bestimmt. Beim Kirchlein jenseits der Straße an Stelle des alten „Schneeweißenburg-Schlößl“ oder der „Schwanenburg“ (von der Akademie der Wissenschaften 1763—79 zu einem astronomischen Observatorium eingerichtet) seit 1796 ein städtisches Versorgungshaus, das „Armeninstitut“ geheißen, seit dem ansehnlichen Neubau 1861/62 das „Pfründnerhaus“ oder „Gasteigspital“ genannt [F],

Der Gasteig als Kriegsschauplatz im Jahre 1796 in einem der sogen, „französischen Koalitionskriege“. Der französische General Moreau hatte am 24. August den kaiserlichen österreichischen General Latours bei Friedberg geschlagen und zog am linken Isarufer über Freising gegen München. Inzwischen ließ der Kurfürst Karl Theodor, der unterdessen nach Pillnitz in Sachsen geflohen war, mit Moreau einen Neutralitätsvertrag für seine Residenzstadt schließen, wonach die Franzosen von einem Durchmarsch durch die Stadt absahen und am 1. September das Terrain zwischen Stadtmauer und Isar besetzten. Die Oesterreicher, denen gleichfalls die Stadt verschlossen blieb, hatten zuvor schon die Anhöhen am Gasteig, Lilienberg, in Haidhausen und der Au eingenommen. Noch am 1. September wollten die Franzosen die Isarbrücke stürmen, jedoch erfolglos, trotzdem der Kampf von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends dauerte. Die Stadt litt dabei keinen Schaden; denn als die Bürger bemerkten, daß Latours am Gasteig 8 Bombenmörser auffahren und gegen die Stadt richten ließ, sandte der bayerische General Bnmford den Freiherrn von Lipowskg zu ihm, so daß eine Beschießung mit zündbaren Bomben unterblieb. Ein zweiter Sturm am 7. September ging gleichfalls schadlos vorüber. Als die Franzosen tags darauf, 8. Sept, um 5 Uhr früh ihren Angriff erneuerten und ihre Geschosse gegen das österreichische Lager richteten, gingen auch die Oesterreicher mit schwerem Geschütze vor: dabei fielen einige Bomben über die Stadtmauer und zündeten am Lehel. und auch der „rote Turm“ der Stadtmauer brannte nieder; andererseits verursachten diesmal auch die Kanonen der Franzosen in Haidhausen großen Schaden und viele Häuser brannten nieder. Inzwischen hatten, wenn auch unter harten Bedingungen, die Bayern mit den Franzosen zu Pfaffenhofen a. d. Ilm einen Waffenstillstand geschlossen, dessen Bedingungen schließlich von Bayern nicht verwirklicht zu werden brauchten, nachdem bald darauf Erzherzog Karl von Oesterreich durch siegreiche Kämpfe bei Amberg und Würzburg die Franzosen aus Bayern vertrieben hatte [B 96].

St. Nikolauskirchlein. Innere Wienerstr. 1. Ursprünglich gotisch (außen dreiseitiger Chorabschluß und Strebepfeiler); Stemrippengewölbe im einschiffigen Innern, wahrscheinlich gleich jenem der Herzogspitalkirche in den deutschen Renaissanceformen des 16. Jahrh.; aus dieser Zeit auch Rahmenstuckatur am Tonnengewölbe [KB, Rb].

Neben der Nikolauskirche (Innere Wienerstr. 2) die kleinere Loretto-Kapelle (auch Altöttinger Kapelle), wahrscheinlich gegen Ende des 16. Jahrh. erbaut; auf dem Altar eine vielverehrte, der Ältöttinger Mutter Gottes nachgebildete Madonna. Chornische außen dreiteilig abgeschlossen, innen zur halbkreisförmigen Apsis umgestaltet. An der Flachdecke hübsches Gemälde „St. Nikolaus“ von Julius Frank [Rb].


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