Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Name | Archäologie München - Tafel 13 |
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Stadtbezirk | 1. Altstadt-Lehel |
Stadtbezirksteil | Angerviertel |
Straße | Sankt-Jakobs-Platz |
Art | Infotafel |
Gruppierung | Archäologie München |
Art | Infotafel |
Übergabe | 2024 |
Suchbegriffe | Paternoster |
Rubrik | Infotafel  |
EIN PILGERZENTRUM IM MITTELALTER
Beim Bau des jüdischen Zentrums in den Jahren 2003/04 wurden auf dem St.-Jakobs-Platz Gruben freigelegt, in denen sich große Mengen eines charakteristischen Abfalls fanden: Flache Tierknochen, aus denen kreisrunde Löcher herausgebohrt worden waren.
Es handelt sich um die Materialreste von Paternosterern, die aus beinernen Scheiben und Ringen Gebetsschnüre und Rosenkränze für die Pilger am St.-Jakobs-Platz herstellten. Die Paternosterer waren hier vom 12. bis 18. Jahrhundert ansässig, wie die Knochenabfälle belegen. Es war ein ausgezeichneter Ort für die Herstellung der Ketten, denn der Platz befand sich in nächster Nähe zum Rindermarkt und zu etlichen Metzgereien. Hier waren auch Seifensieder, Würflet und Schuster ansässig.
Das bekannteste christliche Gebet, das Vater unser (lat. Paternoster), gab den Zählhilfen für oft zu wiederholende Gebete ihren Namen: Paternosterschnüre. Die schuppenförmig übereinander genähten Knochenscheiben oder -ringe konnten zu diesem Zweck umgeklappt werden.
Die Paternosterer produzierten die Gebetsschnüre sowie die erst ab dem 15. Jahrhundert üblichen Rosenkränze in riesigen Mengen. Sie verkauften sie unter anderem auf der einwöchigen Jakobidult, die im Sommer auf dem St.-Jakobs-Platz stattfand. Ihr weites Einzugsgebiet ermöglichte den Paternosterern und anderen Handwerkern, Dienstleistern und Händlern einträgliche Geschäfte.
Quelle: Infotafel vor Ort