Kunst & Kultur

Name Protokoll eines Justizversagens
Kunstaktion 100 Jahre Hitlerprozess
Stadtbezirk 3. Maxvorstadt
Stadtbezirksteil Königsplatz
Straße Prielmayerstraße
Suchbegriffe Hitlerputsch  Justiz  
Rubrik Bauwerk Denkmal 
Temporär 13.05.2024 - 05.07.2024
Protokoll eines Justizversagens Hitlerputsch, Justiz
© Gerhard Willhalm, Protokoll eines Justizversagens, CC BY-NC 4.0

   

Ausstellung im Justizpalastes München

Protokoll eines Justizversagens
100 Jahre Hitler-Prozess

Im November 1923 titelte der Völkische Beobachter: „Hitler und Ludendorff übernehmen die völkische Diktatur". Doch der Putsch vom 08. / 09. November scheiterte und am 26. Febrüar 1924 begann der Prozess gegen den Urheber. Vier Wochen später fällt das Urteil: Fünf Jahre Festungshaft für Adolf Hitler. Aber die Haftstrafe schrumpft noch im selben Jahr auf knapp neun Monate zusammen. Adolf Hitler war bereits im Dezember 1924 wieder ein freier Mann.

Ab diesem Moment begann das, was er im Gefängnis vorbereitet hatte: Neuorganisation und Aufstieg der NSDAP mit allen Mitteln der Propa- ganda und Selbstinszenierung. Der Aufbau professioneller und bewaff- neter Schlägertrupps und die Schaffung weitreichender finanzieller Möglichkeiten durch die Hilfe aus der Industrie. Acht Jahre später ist Adolf Hitler auf dem Weg zum uneingeschränkten Diktator, der innerhalb von zwölf Jahren Deutschland und die Welt in grenzenloses Elend wirft.

Was zwischen dem 26. Februar und 1. April 1924 im Münchner Volks- gericht geschah, wird aufgrund der Prozessführung und zahlreicher Rechtsbeugungen zum Justizversagen. Die Bayerische Justiz hätte die Möglichkeit und die Pflicht gehabt, Hitlers Siegeszug zu verhindern. Der zuständige Gerichtsvorsitzende hatte auf Basis der damaligen Gesetzeslage, eine klare Anleitung zur deutlich härteren Bestrafung. Die Ausweisung Hitlers aus dem Deutschen Reich wäre juristisch un- umgänglich gewesen und selbst die Todesstrafe wäre auf Basis gelten- der Gesetze nicht ausgeschlossen gewesen.

Die Rückschau in die Geschichte von 1924 soll eine Mahnung und ein Appell an die Zivilgesellschaft sein, sich allen antidemokratischen, anti- semitischen und menschenfeindlichen Tendenzen entgegenzustellen.

Die Ausstellung im Lichthof befasst sich gestalterisch mit dem Motiv des Stuhls. Ein Stuhl ist eigentlich ein Funktionsmöbel und bietet die Möglichkeit zur Geselligkeit. Am 8. November 1923 stieg Hitler jedoch auf einen Stuhl, um sich aus der Masse zu erheben und die gewaltsame Absetzung der Regierung zu verkünden.

Die Stühle in dieser Ausstellung sind falsch zusammengebaut und dadurch verfehlen auch sie ihre eigentliche Funktion. Die Montage- anleitung wurde missachtet. Genauso wie die gesetzlichen Vorgaben im Rahmen des Hitler-Prozesses, durch den zuständigen Richter.

Die Konsequenz dieses Justizversagens war ein Fehlurteil, das Hitler nur als Erfolg werten konnte. Der Prozess machte ihn deutschlandweit bekannt und markiert den Beginn seines Aufstiegs über Parlament und Straße, als unumstrittene Führungsfigur der nationalsozialistischen Bewegung.

Konzeption und Gestaltung: Christian Springer, Elias Stricker und Kerstin Schweiger
Illustrationen: Anselm Magnus Hirschhäuser
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Reinhard Weber

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