Adressbuch(1880) - Gollierstraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung: Z. E. a. die Münchner Familie der Gollier, welche zum bayerischen Landadel zählte und wahrscheinlich schon 1253, bestimmt aber 1269 urkundlich genannt wird. Ainwig „der Gollir“ erbaute um 1295 an der Stelle der zerstörten herzoglichen Münzschmiede, südlich der jetzigen Mariensäule, die „Allerheiligen-“ oder „Gollirkapelle“, welche wahrscheinlich 1310-13 erweitert und 1480 oder 85 abgebrochen wurde. Von 1295-97 saß Ainwig im inneren Rathe und erscheint 1315 als „Ritter von München“. – Vermuthlich ist „Ainwig der Schluder, genannt der Gollirer“, welcher in der „vorderen Schwabingergasse“ (heute Residenzstraße) ein Seelhaus stiftete, ein und dieselbe Persönlichkeit mit dem vorgenannten Ainwig. Dieses Seelhaus ist später in die „vordere Prannersgasse“ (jetzt Promenadestraße) verlegt und 1803 vom Magistrat um 10,000 Gulden verkauft worden. an dessen Stelle wurde für die Stiftung das frühere Meßnerhaus bei der Salvatorkirche erworden und 1875 um 26,000 Gulden veräußert. – Auch dasd „Gollir-Benefiatenhaus“, welches das erste aus Stein hergestellte und gegenwärtig älteste Haus Münchens sein soll, erinnert an jenen früheren Einwohner Münchens. Es liegt am Petersplatz (s. denselben) Nro. 4 und birgt zur Zeit das städtische Archiv. „München am Eritag in den Pfingsfeiertagen 1443 um 200 Pfund Münchner Pfennige von Meister Hans Ewgenpeck, Kaplan der Gollirkapelle, dann Peter und Hans den Sludern, Lehenherren derselben, erkauft“ – lautete die einschlägige Stelle der Urkunde im Stadtarchiv. Das mächtige Geschlecht zeichnete sich unter den eingeborenen Patrizierfamilien besonders durch Religiosität und Reichthum aus (s. Schwabinger-Landstraße), scheint aber schon mit Johann, dem Sohne Ainwigs, 1318 erloschen zu sein. – Der Straßenname besteht seit 28. Sept. 1877, resp. 1. Jan. 1878.


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{Karl Stankewitz}