Adressbuch(1880) - Ledererstraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung:

Die in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts war die Straße fast durchaus mit Lederern, Weißgerbern und Branntweinern besetzt; diese Gewerbe herrschten dort noch zu Anfang dieses Jahrhunderts vor und sind auch heute mehrfach vertreten. Im 14. Jahrhundert wurden nämlich die Lederer ihre übel riechenden Gewerbes wegen vor die Thore der Stadt hieher verwiesen, wo Kaiser Ludwig der Bayer für sie die jetzige Straße in gerader Richtung und verhältnißmäßiger Breite anlegen ließ. Ihre ältere Benennung war „Irschergasse“, von dem Wort „Irsch“ stammend, das weißgegerbtes Leder bedeutete. Die nahe „Einschütt“, welche ihren Namen davon hatte, daß es erlaubt war, allen Unrath in den durchfließenden Isarkanal zu werfen – eine Befugniß, von der besonders die Lederer Gebrauch gemacht haben sollen – stellt nordöstlich die Verbindung mit der Bräuhasugasse her und ist Theilweise in der Hochbrückenstraße (s. dieselbe) aufgegangen. Schon vor der unlängst erfolgten hübschen Eindeckung und Pflasterung der Einschütt gab man deren Benennung der Vergessenheit anheim. Wer jetzt die hier, wie überhaupt in der ganzen Ledererstraße, herrschende Reinlichkeit bemerkt, mag kaum glauben, daß noch vor wenig Jahrzehnten die Gassenjungen Münchens den derben Spottreim sangen:

„Leut' geht's fein in d'Lederergassen,
ta könnt's ........... auffassen“

Zwei geschichtlich interessante Gebäude in der Ledererstraße sind das Zwerwirkgewölbe (Nro. 26, bis 1708 ganz und bis 1807 theilweise das „Hofbräuhaus“, seit 1385 bis auf die neuste Zeit herab als „Thürlbad“ bekannt.


Weiter zur Straßenbeschreibung


{Karl Stankewitz}