Fernberg (1879) - Reichenbachstraße

Fernberg - 1879

Beschreibung:

Reichenbachstraße. Die Benennung dieser Straße ehrt das Andenken eines hervorragenden Mechanikers und ebenso tüchtigen Gelehrten, des kgl. Baudirektors Georg von Reichenbach, geboren zu Durlach in Baden den 24. August 1772, gestorben in München den 21. Mai 1826.Schon sein Vater, ein pfalzbayerischer Ober-Stückbohrer-Meister und später kgl. Oberstleutnant der Artillerie, führte ihn frühzeitig in die Wissenschaft und Kunst der Mechanik ein. Als neunzehnjähriger Jüngling erhielt er Gelegenheit, England, die Heimat der berühmten Mechaniker, zu besuchen und dort Fachstudien zu betreiben; daselbst lernte er auch bei James Watt die Construktion der Dampfmaschine kennen. Heimgekehrt fand er eine Anstellung als Offizier der Artillerie, kam als solcher 1796 nach München und beschäftigte sich hier neben seinen Berufsarbeiten im Zeughaus mit praktischen Studien im Gebiete der Mechanik. An Utzschneider und Frauenhofer (siehe die nach ihnen benannten Straßen) fand er Genossen seines Strebens und errichtete mit ihnen das erste optische Institut in München, welches später unter dem Namen Frauenhofer´sches Institut Weltruf erlangte. 1808 übernahm er die Stelle eines kgl. Salinenrathes; als solcher richtete er die noch bestehenden Soolenleitungen von Reichenhall nach Rosenheim und von Berchtesgaden nach Reichenhall ein. Trotz der größten Hindernisse, welche Grenzverhältnisse, Gebirgszüge, Jahreszeit und Witteung entgegenstellten, vollendete er Letztere mit bestem Erfolge (21. Dezember 1817) und möglichst geringen Kosten; sie gilt in ganz Europa als ein Meisterwerk der neueren Mechanik. ---- Auch im Geschützwesen machte Reichenbach wichtige Erfindungen; so stellte er eine aus Eisen geschmiedete mit Zügen versehene Kanone her, ist also Erfinder der gezogenen Kanone; in Augsburg erbaute er auf Einladung des dortigen Magistrates ein  Wasserwerk, um die Stadt mit Quellwasser zu versehen, in Wien auf Anlaß des österreichischen Kaisers eine Stückbohrerei, und immer weiter verbreitete sich sein Ruf. Sein schönster Ruhm aber ist, daß er bei aller Berühmtheit stets ein bescheidener und anspruchsloser Mann geblieben ist.


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{Karl Stankewitz}