Adressbuch(1880) - Zwingerstraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung:

Sie erhielt ihren Namen im Nov. 1868 und durchschneidet den äußeren oder zweiten Stadtgraben an der Westenriederstraße ungefähr zwischen dem Brunnenhause und der städtischen Leihanstalt II, welcher später bei fortschreitender Verbesserung der Befestigungsanlagen die Benennung „Zwinger“ bekam. Der Aufschwung Münchens vollzog sich nämlich so rasch, daß der älteste Stadtumfang, welchen man nach Herzog Heinrich dem Löwen den der „leoninischen Stadt“ (1158-79) nennen könnte, schon nach einem halben Jahrhundert nicht mehr genügte. Am besten vergegenwärtigt man sich denselben, wenn man sich die ältesten Stadtthore mit einer 1164 jedenfalls schon begonnen Mauer nebst vorliegendem nassen Graben verbunden Stadtthore denkt. Jene waren das „obere“ (später Thalburgthor, jetzt Rathhausbogen), das „untere“ (Neuhauser- und später Chufringerthor), das „Sendlingerthor“ (später Pütrichthurm), das „vordere Schwabingerthor“ (später Krümbleinsthurm) und das „hintere Schwabingerthor“ (später Wilprechtsthurm). S. Thal, Kaufingerstraße, Rindermarkt, Diener- und Schäfflerstraße. Das Entstehen der zweiten Stadtumfassung außerhalb der bezeichneten Thore fällt aber nicht früher als etwa zwischen 1287 und 1315; die ältesten Stadtmauern hatte man 1310 niedergelegt. 1319 erhielt der neue Mauerring eine zweite Mauer, wodurch sich zwischenliegende Zwinger bildete, der wahrscheinlich an die stelle des äußeren Stadtgrabens kam. mit der zuletzt bezeichneten zweiten Mauer ward nun auch ein neuer äußerer Stadtgraben gezogen, in den man das Wasser aus der Isar leitete. Die mit diesen Erweitwerungen verbundene Herstellung zahlreicher Wehrtürme sowohl an der inneren wie an der äußeren Mauer, noch mehr aber das Ausheben des Graben zogen die Arbeit sehr in die Länge. Jene erweiterte Umfriedung ist dann die Befestigungslinie Münchens nicht blos im ganzen Mittelalter, sondern dem Grundriß nach auch in der enueren Zeit geblieben, und war beim Regierungsantritt König Ludwigs I. noch fast ununterbrochen erhalten. Sie läßt sich recht deutlich dem Volckmer'schen Stadtplan von 1613 entnehmen und schob in einer den Flächeninhalt der ältesten Stadt versechsfachten Weise den Abschluß der urspünglichen Thore um das Maß der Verlängerung der vier sich am Marktplatz kreuzenden Hauptstarße hinaus. Am bezeichendsten wäre die zweite, neue Umfassung zum Andenken an Ludwig dn Bayer die „kaiserliche“ zu nenenn. Um 1319 müssen ferner die vier neuen Thore: das Isar-, Neuhauser-, Sendlinger- und Schwabinger Thor (s. Isarthorplatz, Neuhauser-, Sendlinger- und Residenzstraße). In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bildeten sich der Zwinger um die „neue Veste“, dessen Bau 1430 begann, und in der zweiten die Basteien vor den Stadtthoren. Der Zwinger läßt sich noch erkennen in der Glockenstraße nördlich vom Brunnenhaus und an der äußeren Seite des Militärgefängnisses; am besten aber ist ein kurzes Stück des sogenannten „Herzogszwingers“ erhalten, dort wo die Maxburgstraße auf den Karlsplatz mündet. – Ganz unabhängig von den bisher erwähnten Befestigungen sind die unter Kurfürst Maximilian I. zwischen 1619 und 38 entstandenen Analagen, welche der Stadtplan Merian's von 1644 zeigt. Ein hoher und breiter Wall, achtzehn mehr oder weniger vorspringende Bastione bildendend, sowie ein mit Wasser gefüllter Graben umzogen die bisherige Umfassung der Stadt, wobei auch des großen Erbedarfes wegen der ältere, rückliegende Graben erst jene Ausmaße erhielt, welche jetzt noch vom Sendlingerthore bis zur Herzogmaxburg streckenweise zu messen sind. Als 1795 die Festungseigenschaft Münchens aufgehoben ward, wies man die Zwinger den Bürgermeistern zur Benützung an und verwandelte selbe in hübsche Gärten, bis auch sie mit dem Sinken der Wälle zwischen 1801 und 5 meistens ausgefüllt wurden und verschwanden.


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{Karl Stankewitz}