Rambaldi(1894) - Augustinerstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 46. Augustinerstraße. Verbindet den nordwestlichen Teil des Frauenplatzes mit dem Ende der Kaufinger- und dem Anfang der Neuhauserstraße, gegenüber des Einganges in den Färbergraben. Deren ganze nordwestliche Seite bildet das ehemalige Augustinerkloster· Im Westen außerhalb der Stadt dehnten sich in alter Zeit Besitzungen des Klosters Schäftlarn aus, auf welchen Feldbau und zwar vermutlich vorzugsweise Haberbau betrieben wurde, daher man diese Gegend ,,an dem Haberfelde« nannte (s. Neuhausergasse). Dort stand schon in frühen Tagen ein Kirchlein des hl. Johannes. Herzog Ludwig der Strenge erbaute nun 1281 für die Eremitenbrüder des Ordens des hl. Augustin zu jenem kleinen Gotteshause ein Klösterchen, welches anfänglich sehr klein gewesen sein mag, denn schon wenige Jahre da- raus faßte dessen Sohn, Herzog Rudolf I. der Stammler, wie aus dem Wortlaute der Stiftungsurkunde vom 4. April 1294 hervorgeht, den Entschluß, für sich und namens seines Bruders Ludwig, des nachmaligen Kaisers, den Augustinern ein neues, größeres Kloster zu bauen. Es ist wohl anzunehmen, daß dieser Bau schon längere Zeit vor Errichtung der Stiftungsurkunde begonnen worden sein wird, denn bereits unter dem 23. Mai 1294 erwirkten die Augustiner wegen Mangels der zum Fort-. und Ausbau des Klosters nötigen Geldmittel von dem Bischof Heinrich von Regensburg einen vierzigtägigen Ablaß. Die gänzliche Vollendung des Klosters und der Kirche erfolgte 1296 und am 2. Mai dieses Jahres, und zwar gleich nach der Einweihung des Chores der neuerbauten Franziskanerkirche (s. Max- Josefs-Platz) geschah auch die Einweihung der Augustinerkirche durch den Bischof Emicho von Freising. Daß die Augustinerkirche bei der großen Feuersbrunst am 14. Febr. 1327 gänzlich vernichtet worden sei, ist vollkommen irrig. Hingegen aber entstand Montag nach Georgi 25. April 1429 ein Brand, welcher das Augustinerkloster und die Kirche verzehrte. Noch war ersteres nicht völlig wieder hergestellt, als am 1. Mai 1434 mittags eine durch Mordbrenner gelegte Feuersbrunst das im Wiederaufbau begriffene Augustinerkloster samt Kirche einäscherte. Nur langsam ging nach diesem doppelten Unglück der großen Kosten wegen die Wiedererrichtung der abgebrannten Gebäude von statten; erst am 1. Oktober 1449 wurden einige Altäre der neuerstandenen Kirche durch Peter Ulmer von Gmund, Weihbischof von Freising, benediziert, und einige Zeit später die vollendete Kirche selbst konsekriert. 1458 fand man es für nötig, das Gotteshaus zu vergrößern, wie es gegenwärtig noch steht. Auch diese Kirche blieb von dem Restaurationsfieber zu Anfang des 17. Jahrhunderts nicht verschont; 1620 mußte die Gotik der Renaissance weichen. Um die Einkünfte des Klosters zu vermehren, ließ Prior Johann Baptist Inninger, ein hiesiger Patriziersohn, der sich mit anderen seiner Conventualen, als mit Agnellus Kandler und Gelasius Hieber, als gelehrtes Mitglied in der damals bekannten Karl-Albrechtischen Akademie zu München befand, auf dem anstoßenden Klostergrunde in der Löwengrube, sowie auf dein dazugehörigen des Augustinergäßchens 1669 eine Reihe von Gebäuden (die Häuser Nr. 1—5) als »Mietstock« erbauen, welche heute noch der »Augustinerstock« heißen. *) Hievon zogen sie die Zinsen, und von dem dabei angelegten Garten die erpflanzten notwendigen Bedürfnisse; dieser war mit einer Mauer vom Ende des Stocks bis zur Kirche umgeben (s. Ettstraße), welche sowohl von ihrer als der Jesuiter Seite notwendig geworden, um von diesem Platze die daselbst bis dahin gewöhnlichen Märkte und Gewerkschaften bei Seite zu schaffen. **)
1803 fiel auch das Augustinerkloster der Säkularisation zum Opfer. Die großartige Kirche ist seit 1804 als Maiithalle verwendet. Wenn es richtig, daß die frühere Benennung der Liebfrauenstraße (s. dieselbe) »Freimannergäßl« einst auch das Augustinergäßchen trug, dann darf vielleicht ein ehemaliger Zusammenhang beider angenommen werden.

*)Ende des 17. Jahrhundertes schickten die Augustiner zu Maximilian Emanunel nach Brüssel, allwo er sich damals alsJ Gouverneur befand, und hielten um Erbauung ihres Stockes an: Maximilian Emanuel sagte ihnen nicht allein zu, sondern ermunterte sie auch noch mit den Worten: »Ja sie sollen bauen, denn es gibt der Stadt ein Ansehen«
*) Hund. Metropol. Saljsburg Tom.11. 407.


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{Karl Stankewitz}