Rambaldi(1894) - Residenzstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 532. Residenzstraße.Beginnt an der Dienerstraße nächst dem »englischen Hofe«, wird von der Perusastraße geschnitten und endet gegenüber der Felherrnhalle mit der K. Residenz. An dem Nordrand der äußeren Stadt taucht seit dem 14. Jahrhundert eine Ortlichkeit auf, »der Burgstall« genannt, welcher dem Herzogen Veranlassung gab, als die ,,alte Burg« oder »Ludwigsburg« nicht mehr genügte, sich hier eine ,,neue Veste« zu bauen. Diese, 1384 entstanden, bildete die Grundlage der 1469 begonnenen und in wesentlichen 1476 vollendeten Veste Albrechts IV., welche gewöhnlich »Albertinische Burg« hieß und 1508 ihren völligen Abschluß erhielt, drei Jahre später, als München zur Landeshauptstadt erklärt worden war. An die neue Veste reihten sich dann die Bauten der heutigen ,,älteren Residenz« unter Herzog und Kurfürst Max I. von 1598 bis 1601 und von 1612—1619 nach Peter Candid’s Plänen. Nun erhielt auch bald die frühere »vordere Schwabingergasse«, dann ,,Residenz- Schwabingergasse« ihre gegenwärtige Benennung. Die im Jahre 1619 vollendete Residenz ist jenes Bauwerk, das dem Schwedenkönig Gustav Adolf bei seinem 13 Jahre später erfolgten Einzuge in München so gut gefiel, daß er es gern auf Walzen nach Stockholm hätte bringen lassen mögen. König Ludwig l. endlich fügte im Süden dem Königsbau und im Norden den Saalbau hinzu, wodurch die k. Residenz ihren jetzigen ungeheuren Umfang und zugleich ihre schönste Zierde erhielt. Außer der Residenz sind zu bemerken das k· Postgebäude, dessen bereits am Max Josef-Platz erwähnt wurde, ferner das Haus Nr. 4, welches früher zum »Falkelleck« hieß, desgleichen das Haus Nr. 5, welches einst dem berühmten bayerischen Geschichtsforscher und Hofratspräsidenten Wiguläus Hund gehörte und unter dem Namen »Stiefel-Eck« bekannt war, die Gebäude Nr. 11 und 12, an deren Stelle sich das von der Münchener Patrizierfamiliee der Pütrich und 1284 gestiftete Nonnenkloster zu St. Christoph mit seiner Kirche befand (s. Pütrichstraße), das Bankgebäude, Haus Nr. 27, früher gräflich Rechberg’sches, dann Preysingsches Palais (s. Preysingstraße), die Feldherrnhalle 1840-1844 von Fr. v. Gärtner, nach dem Vorbild der Loggia die Lanzi in Florenz erbaut. Die Standbilder Tillys und Wredes snd nach Schwanthalers Model von Ferd. o. Miller in Erz gegossen das in der Mitte befindliche bayerische Armeedenkmal, welches auf Kosten des Prinzregenten Luitpold errichtet und am 12. März 1892 enthüllt wurde, ist von Ferd. v. Miller entworfen und gegossen. Die Feldherrnhalle erhebt sich rückwärts des ehemaligen ,,neuen Schwabingerthores«, das 1318 oder 1319 schon vollendet, ursprünglich ,,Unsers Herrn Thor« hieß und 1493 der damaligen Unruhen wegen durch Herzog Albrecht IV. der es für gefährdet hielt, mit Bolllverken versehen wurde. Bei dieser Gelegenheit ließ der Fürst die Kapelle ,,Unsers Herrn«, welche links vor dem Thore stand *), demolieren und dafür die Salvatorkirche erbauen (s. Salvatorstraße). Das Thor schloß die konvergierende Verlängerung der beiden älteren nördlichen Stadthore (hinteres und vorderes Schwabingerthor — s. Schäffler- und Dienerstraße) zugleich ab, d. h. es stand dort, wo die vordere und hintere Schwabingergasse (s. Theatinerstraße) zusammentrafen, mithin zwischen dem Festsaalball der Residenz und dem Graf-Arko-Hause· Es mußte 1816-1817 der Stadterweiterung weichen; zwei Jahrzehnte später verschwanden dann auch das rückwärtige Wachgebäude und das anstoßende Wirtshaus »zum Bauerngirgel«, das sich gegenwärtig in erneuter Auflage als Haus Nr. 20, aber an einer anderen Stelle befindet. Nicht zu vergessen ist, daß sich am Hause Nr. 8 ein Wahrzeichen befindet. Man findet über einem Dachfenster dieses Hauses eine Elster. Die Bedeutung hievon ist, daß hier eine Dienstmagd lebte, welche in Verdacht kam, sie habe Geschmeide entwendet. Sie wurde dann verurteilt und mußte den Tod erleiden, weil alles gegen sie sprach. Später zeigte sich, daß eine Elster das Gold entführt und im Gebälke des Daches eines Nachbarhauses verborgen habe. Da ward freilich großes Bedauern wach, aber die Maid blieb tot, und zum Andenken ließ man den Vogel im Konterfei auf die Dachspitze über dem Stüblein derselben setzen.

*) Über die Entstehung dieser Kapelle, an deren Stelle die sogenannte »Hostiensäule,« ein Münchner Wahrzeichen, gesetzt wurde, das später auf dem Frauenfriedhof und auf den alten südlichen Friedhof versetzt wurde, von wo es in das Nationalmuseum kam. erzählt uns Frz. Trautmann ausführlich in seinen ,,Alt-Münchner Wahrzeichen« S. 68.


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{Karl Stankewitz}