Münchner Straßenverzeichnis

Geschichte der Straßenbenennung

30. April 1933 - Straßenumbenennungen im Pasinger Rathaus

Rede im Stadtrat anlässlich -von Straßenumbenennungen am 30.4.1933

„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“

Sonntag vormittags 11 Uhr fand sich der Stadtrat im Rathaussaal zu einer bedeutungsvollen Sitzung zusammen. Ein stimmungsvoll geschmückter Saal nahm die neubestimmten Vertreter der Pasinger Einwohnerschaft in Empfang. Die Hakenkreuzfahne an der Direktoriumsseite war von prächtigen Lorbeerbäumen flankiert. Mit Oberbürgermeister Dr. Wunder und 2. Bürgermeister Amann hatten sich Rechtsrat Söhnlein, die Fraktionsmitglieder der NSDAP, der Kampfbund und der Bayerischen Volkspartei eingefunden. Die Sozialdemokraten waren nicht erschienen. Oberbürgermeister Dr. Wunder eröffnete die feierliche Tagung mit einer Ansprache, die ihrer Bedeutung gerecht wurde. Er führte aus:

„In der zeitgeschichtlichen Zäsur dieser Tage richten sich die Gedanken mehr und öfter denn je auf das Reich und die Männer, mit deren Namen der Gang von großen deutschen Epochen verbunden ist, in deren Mission Linie und Prägung deutschen Geschickes auf lange Sicht ihre Bestimmung erfahren. Nur ganze Persönlichkeiten voll Kraft und Treue und Überzeugung der inneren Berufung können es sein, die so in die deutsche Geschichte eingehen, in der deutschen Geschichte lebendig leben. - Reden wir von deutschem Geschehen, von deutschen Schicksalswendungen - wem kommen nicht die Namen: Bismarck - Hindenburg - Hitler auf die Lippen?

B i s m a r c k !  Den deutschen Traum von Jahrhunderten hat er zur Wirklichkeit gestaltet, ein geeintes Deutschland geschaffen und dasselbe durch unerhörte Spannungen sicher geführt; es hat durch ihn in einem raschen glänzenden Aufstieg - wie kein Reich zuvor - Macht und Geltung in der Welt gewonnen. Und dann rannte neidvoll eine ganze Welt gegen diesen Reichsbau - aber sie konnte ihn nicht erschüttern. Ewig wird das Reich bestehen und Bismarcks Gestirn am deutschen Himmel nicht untergehen.

H i n d e n b u r g !  Heute schon - noch in unserer Mitte weilend - ist er von mythischer Größe! Er hat gehalten, was er sich bereits in jungen Jahren zur Lebensaufgabe gesetzt: Seinem Vaterland und seinem Volk zu dienen. Das ist das Gesetz, nach dem er angetreten in seinen drei Leben: Als Offizier, als Führer im Weltkriege und als Reichspräsident. Und jeder dieser drei Lebensabschnitte hätte ausgereicht für ein normales Leben eines, der nicht umsonst gelebt hat - das ist das Gesetz, nach dem er angetreten und noch heute wirkt und noch lange wirken möge!

H i t l e r !  Frontkämpfer war er im Kriege, Frontkämpfer nach dem Zusammenbruch für die Idee der Befreiung und Rettung Deutschlands - Frontkämpfer ist er an der Spitze des Reiches. In letzter Stunde hat er das Volk zurückgerissen von dem Sturz in den bolschewistischen Abgrund, den mörderischen Bruderzwist und die unheilvollen Parteisplitterungen abgetan, die Volksgemeinschaft aufgerichtet und allen zum Bewußtsein gebracht, daß es nicht mehr Klassen, sondern nur Volksteile gibt, daß ein jeder Deutscher ist. Ein armer Malerlehrling im Gebirge hat Hitler jüngst zu seinem Geburtstag eine Glastafel überschickt mit der Inschrift: Gott segne sein Werk! Das Volk ersehnt, und wir sprechen: Gott segne sein Werk!

Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. Die Jugend, die di.e Stacheln und Ketten der Not wie nie eine junge Generation am eigenen Fleische verspürt, will aus dem Elend der Zeit heraus, ihre Geschicke selbst meistern und am Glück des Vaterlandes mitschmieden helfen. Sie suchte nach einem Symbol für ihr Ringen und Kämpfen und fand es in Horst Wessel, der für seine Ideale starb - in seinem aufrüttelnden Gesang will sie den Gleichschritt gehen in eine bessere Zukunft. “

Sodann verkündete Dr. Wunder namens des Stadtrates eine Botschaft, die dem Gedanken an diese deutschen Männer auch in Pasing dauernden Ausdruck verleihen soll. Er gab bekannt, daß die Gymnasiumsstraße in „Bismarckstraße" umbenannt wird zu dauernder Erinnerung an den Eisernen Kanzler, den großen Staatsmann und Gründer des Deutschen Reiches.

Die Bezeichnung Hindenburgstraße wird über die Bäcker- und Kreuzstraße ausgedehnt, so daß die große Nord-Südstraße vom Bahnhofplatz bis zur Großhadererstraße in ihrem ganzen Zuge künftig „Hindenburgstraße" benannt ist zu Ehren des ehrwürdigen Reichspräsidenten, des genialen Feldherrn und des getreuen Ekkehards des Reiches.

Der große Plan im Dreieck, gebildet von Bismarck-, Wehner- und Maria-Eichstraße, wird „Adolf-Hitler-Platz" benannt und durch freiwillige Arbeit von Verbänden und Bevölkerungskreisen zu einer Anlage ausgestaltet zu Ehren des Volkskanzlers, des Führers des Volkes und der nationalen Erhebung, des Wegbereiters einer deutschen Zukunft.

Die Friedrich-Ebert-Straße wird in „Horst- Wessel-Straße" umbenannt zum Gedächtnis des Fackelträgers vorwärtsstürmenden Geistes der Jugend, die für deutsche Ehre, Freiheit, Vaterland das Letzte einsetzt.

Mit dieser freudig aufgenommenen Botschaft und einem Sieg Heil! auf die Führer des neuen Reiches schloß die bedeutungsvolle Festsitzung.

In: Pasinger Morgenblatt vom 2. Mai 1933 und Würmtal-Bote vom 4. Mai 1933

Jahresübersicht 1933


{Karl Stankewitz}