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Quelle: |
Straße Adolf-Kolping-Straße
Signatur DE-1992-STRA-40-65-18
Archivalie Straßenbenennungen
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Dokument Umbenennung der Schommerstraße in Adolf-Kolping-Straße
 
DE-1992-STRA-40-65-18

München, den 25.10.1946

ROMAN FRIESINGER
LANDESPRASES

 

Gesuch an den Stadtrat der Landeshauptstadt München,
um Umbenennung der Schommerstrasse in Adolf Kolpingstrasse

Das internationale Kolpingwerk (katholische Gesellenvereine) blickt in diesem Jahre auf ihr 100 jähriges Bestehen zurück.

Adolf Kolping, der Gesellenvater, geboren im Jahre 1815 zu Kerpen a/Bh., gestorben im Jahre 1864 zu Köln a/Bh., ist Begründer dieses sozialen Werkes für das schaffende Volk, vor allem für die Handwerker, Gesellen und Meister. Kolping sah in der Errichtung von Gesellenhäusern mit Hospizen und Lehrwerkstätten, mit Bachabteilungskursen, eines der notwendigsten sozialen Mittel, um dem Volk zu helfen. Im Laufe der Jahre entstanden über 400 Gesellenhäuser, in denen bereits viele hunderttausende von Gesellen und Meistern ihre religiöse Bundierung, ihre fachliche Schulung, ihre Erziehung zum verantwortungsbewussten Bamilienvater und ihre Vorschule für einen aufbauwilligen Staatsbürger gefunden haben. In 16 verschiedenen Ländern hat dieses so soziale Werk sich bestens bewährt.

In München besteht seit 95 Jahren das Zentralgesellenhaus in der Schommerstrasse, in dem Jahrzehnte an 300 Gesellen Heimat und fachliche Ausbildung fänden. Neben dem Zentralgesellenhaus in der Schommerstrasse existieren in München noch drei weitere Gesellenhäuser in der Robert Kochstrasse, Kirchenstrasse und Entenbachstrasse. Tausende von tüchtigen Münchner Handwerksgesellen und Meister sind durch diese Häuser, sowie deren soziale Einrichtungen gegangen.

Währehd der Parteidiktatur der NSDAP wurden die Gesellenvereine sowie Gesellenhäuser zum grossen Teil kalt gestellt, teilweise verboten und das Eigentum beschlagnahmt. Durch die Einwirkungen der Luftangriffe wurde das Zentralgesellenhaus in der Schommerstrasse völlig zerstört. Um jedoch dem brennenden Bedürfnis nach Wohnraum für Flüchtlinge und heimatlos gewordene Heimkehrer steuern zu helfen, hat die Zentralgesellenhaus-Stiftung bereits wieder drei Hohnbaracken errichtet, in denen 100 Handwerker wieder Heim und Herd, sowie Ausbildungsmöglichkeit finden. Ein grosser Neubau soll auf dem Gelände der Zentralgesellenhaus-Stiftung in der Schommerstrasse in den nächsten Jahren wieder erstehen, sodass das altbewährte Werk mit einem Fassungsvermögen von ungefähr 400 Handwerksgesellen zum Wohl und zur Ehre der Stadt München sich wieder entfalten kann.

Im Hinblick auf obige Ausführungen bitte .ich ben Stadtrat, um das soziale Werk Adolf Kolpings auch nach aussen hin für die Stadt sichtbar zu machen, um Umbenennung der jetzigen Schommerstrasse in Adolf Kolpingstrasse.

Wie aus dem Münchner Stadtadressbuch 1.943 ersichtlich ist, handelt es sich bei Schommer um einen unbedeutenden Handelsmann, Mathias Schommer, der hier ein Haus besass und 1830 starb.

Vor der Parteidiktatur der NSDAP existierte in München bereits ein Kolpingplatz, der jedoch von der NSDAP einen anderen Namen erhielt. Die Umbenennung der Schommerstrasse in Adolf Kolpingstrasse wäre auch eine Wiedergutmachung eines durch die Partei verursachten Unrechtes an einem wahrhaft grossen sozialen Volkserziehers, deasen Name in München, in Bayern, in Deutschland und weit darüber hinaus, vor allem auch in Amerika, wo in allen grossen Städten Kolpinghäuser existieren, von bestem Klange ist.

Ich bitte den Stadtrat der Landeshauptstadt München um Wohlwollende Vorbescheidung unseres Gesuches, damit wir dieses Jubiläumsjahr auch nach aussen hin sichtbar abschliessen können.

 

Hochachtungsvoll
Landespäsens

Unterschrift


Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München

Betreff:
Straßenumbenennung.

An das Referat 12

mit dem Ersuchen um wohlwollende Würdigung.

Es dürfte sich tatsächlich um eine Wiedergutmachung handeln, wenn; die schon früher bestandene Benennung wieder aufgegriffen werden würde. Ob es sich empfiehlt, eine bestehende Straße umzubenennen,hängt von der Übung ab, die das Referat in dieser Richtung beachten will.

München,den 27. 0ktober 1946

Unterschrift