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Quelle: |
Straße Wagenbauerstraße
Signatur DE-1992-STRA-40-65-8
Archivalie Straßenbenennungen
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Dokument Max Joseph Wagenbauer, ein Sohn Grafings
 
DE-1992-STRA-40-65-8

Max Joseph Wagenbauer, ein Sohn Grafings

Von Dr. Heinrich Huber, München

Max Joseph Wagenbauer, einer der herragendsten bayerischen Landschaft- und Tiermaler des frühen 19. Jahrhunderts, wurde im Markte Grafing im Jahre 1775 (nicht 1774, wie immer wieder ein Verfasser dem anderen nachschreibt), und zwar am 28. Juli, als Sohn des Marktschreibers Florian Wagenbauer und seiner Gattin Regina, geboren. Bei Wagenbauers künstlerischen Werdegang ist besonders bemerkenswert, daß er einen eigentlichen künstlerischen Unterricht überhaupt nicht genoß., sondern daß er sich lediglich aus eigener Kraft, durch Beobachtug der Natur, durch Studien in der Münchner Gemäldegalerie sowie durch eine Reise in die Schweiz zur vollendeten künstlerischen Rerise heranbildete. Er verbrachte zunächst einige Studienjahre am Gymnasium zu München, beschäftigte sich schon während dieser Zeit eifrig mit Zeichnen und fasste sodann den Entschluß, sich ganz der darstellenden Kunst zu widmen. Da ihm sein Vater, der als Marktschreiber von Grafing nur über ein sehr beschränktes Einkommen verfügte, und dabei nicht weniger als neun Kinder zu ernähren hatte, nicht mehr länger unterstützen konnte, richtete der junge Kunstbefilssene im Mai 1795, als noch nicht gant 20 Jahre alt war, an den damaligen Kurfürsten Karl Theodor von Bayern eine Eingabe, in der um eine Beihilfe für sein Kunststudium bat, da er sonst dem Meisterstudium entsagen müsse.. Auf diese sehr dringlich gehaltene Eingabe erging am 8. Mai 1795 lediglich die lakonische kurfürstliche Entschließung: "Hat nicht statt".

Da Wagenbauer nun von allen Subsistenzmitteln entblößt war, trat er, um sein Leben zu fristen, als Freiwilliger in das Chevauleger-Regiment §Fürst Brezenheim" ein und diente in diesem Regiment und nach dessen Auflösung im Chevauleger-Regiment "Graf Fugger" fünf Jahre lang dem Vaterland mit der Waffe, machte auch die verschiedenen Feldzüge mit, in die Bayern damals, in den unruhigen Kriegszeiten des zu Ende gehenden 18. Jahrhunderts, ständig verwickelt war.

Nach seiner Entlassung vom Militär richtete er im November 1801 eine erneute Eingabe an Karl Theodors Nachfolger, den Kurfürsten Max Joseph, und es gelang ihm alsbald, durch seine trefflichen Werke, und zwar zunächst durch seine Zeichnungen, später auch durch seine Ölgemälde, die Aufmerksamkeit dieses gütigen Fürsten, des nachmaligen Königs Maximilian I., auf sich zu ziehen und sein Wohlwollen zu gewinnen. Am 13. November 1801 erging folgendes von Max Joseph eigenhändig unterzeichnetes Restript: "Nach unserer Generaldirektion heute eröffeten Grundsätzen wollen wir auch den Landschaftsmahler Joseph Wagenbauer auf die beyliegende Bittschrift in dem Maße unterstützen, daß er vom künftigen Jahre anfangend jährlich einhundert Gulden von unserem Hofzahlamte genießen, jedoch gagegen zu unserer öffenlichen Kupfersticj- und Zeichnungssammlungen jährlich zwey, aber nicht übereilte, sondern seinen Uns bekannten Talenten, folglich der Aufnahme in diese öffentliche Sammlung würdige Zeichnungen abliefere. Und da derselbe sich dermalen in sehr bedrängten Umständen befindet, so hat Unser Galleriedirektor von seinen vorräthigen Zeichnungen eine auszuwählen und abzunehmen, wornach ihm auch noch für heuer eine Unterstützung mit fünfzig Gulden zu gewähren ist."

Die mit diesem Reskript für Wagenbauer bewilligte jährliche Unterstützung von 100 Gulden wurde, durch ein weiteres kurfürstliches Reskript vom 14. März 1803 auf 200 Gulden erhöht. Es heißt in diesem neuerlich Reskript "Bey den Fortschritten des Fleißes und der, Kunst, welche der Landschaftsmaler Wagenbauer beweis der Uns vorgelegten und zur Gallerie eingelieferten Zeichnungen gemacht hat, bewilligen Wir auf sein unterthäniges Bitten ihm von heuer anfangend zu den bisher genießenden  100 fl. eine Zulage von hundert Gulden, dagegen er künftig statt zwei Zeichnungen deren jährlich vier oder nach näherer Anweisung Unseres Galleriedirektors zuweilen ein Ölgemälde einzuliefern hat."

Ein sehr ehrenvolles Zeugnis für die Kunst Wagenbauers stellte ihm am 11. April 1804 Galeriedirektor von Mannlich aus. Es heißt in diesem Zeugnis über Wagenbauer, "das er ein außerordenliches Talent für die Landschaftmalerei besitze, seit einigen Jahren große Fortschritte gemacht, und daß, wenn man ihm gnädigst hinlängliche Unterstützung ausgesprochen würde, um ihn aus seiner jetzigen (seinem Studium sehr nachtheiligen) Lage zu ziehen, mit Wahrscheinlichkeit zu hoffen wäre, daß ein vorzüglich guter Künstler aus ihm gebildet werden könnte. Er bezieht von Ew. Curfürstlichen Durchlaucht jährlich zweihundert Gulden. Dafür liefert er zu Höchstdero Kupferstichkabinett vier Zeichnungen, welche ich aus seiner Arbeit des Jahres auswähle. Jede dieser Zeichnungen ist wenigsten 44 fl. werth (welches ich mich allenfalls selbst dafür zu zahlen erbiete). Noch muß ich unterthänigst hinzufügen, daß, da der junge Künstler ein Landschaftsmahler ist, Bayerns schönste Gegenden seine Galerie seyn müssen und er den ganzen Sommer auf dem Lande zubringen muß: Dieses erfordert einen hinreichenden Vorschuß, um dort leben zu können."

Im Jahre 1805 erhielt Wagenbauer, der damals in amtlichen Schriftstücken schon als "kurfürstlicher Hof- und Kabinetszeichner" bezeichnet wird, die Bewilligung zur Verehelichung mit Elisabeth Keidel (Keitel). gebürtig aus Mannheim. Tochtes eines – jedenfalls unter Kurfürst Karl Theodor von Mannheim nach München übergesiedelten – "Hofstallers" und Kammerjungfer der Präsidentengattin Gräfin von Lodron. Zur Erlangung der Verehelichungsbewilligung mußte er nachweisen, daß sein künftiger Nahrungsstand durch seine Bezüge aus der kurfürstlichen Kasse, durch seinen Nebenverdienst als Zeichner am Topographischen Bureau sowie durch den Arbeitsverdienst seiner künftigen Gattin, die "sich mit ihrer kündigen Frauenzimmerputzarbeit" wöchentlich 3 bis 4 Gulden verdiene", vollständig gesichert sei.