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Münchner Bücher - Münchener bürgerliche Baukunst -

München Bücher

Münchener bürgerliche Baukunst

der Gegenwart

Titel Münchener bürgerliche Baukunst
Untertitel der Gegenwart
Verlag Werner
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1898
ISBN/B3Kat 376670785X
Kategorie Architektur 
Suchbegriff Architektur 
Regierungsbezirk Oberbayern

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Zitierhinweis:

Eine Auswahl von charakteristischen öffentlichen und privaten Neubauten

Die Gebäude in diesem Mappenwerk aus der Jahrhundertwende spiegeln das München jener Zeit wider, das Krieg und Nachkriegszeit zerstörten. Sie sind Zeugnis eines heute zwar nicht mehr existierenden Bürgertums, weisen aber auf eine Baukultur hin, deren Qualität wir heute wieder erkennen.

Damals verfügten die Architekten souverän über das Formrepertoire von Barock, Renaissance oder »Mittelalter« und erstellten jede gewünschte Fassadcnform. Und es klingt wie Architckturkritik unserer Tage, wenn damals der Herausgeber den »außerordentlich raschen Geschmackswandel in den letzten 25 Jahren« als eine »wenig tiefgreifende Modeströmung« monierte und vom »hastigen Wandel der Stile spricht. Der »Münchener Lokalton« jüngerer "Bauten von Architekten wie Theodor Fischer fiel damals schon angenehm auf und wurde als notwendige Abkehr von der »Protzen-Architektur der siebziger und achtziger Jahre« wohlwollend vermerkt. Die Perspektive unserer achtziger Jahre ist beeinflußt von den vergangenen hundert Jahren, die Jugendstil, Bauhaus, NS-Eklektizismus und jetzt schon wieder einen Eklektizismus erlebten. Der Blick ist kritü-schcr geworden, prüfend, was denn wohl Bestand hat-so es noch steht -, fragend nach dem Wert mancher künstlerischer Erfindung der damaligen Zeit.

Und da zeigt sich, daß der damalige Historismus die persönliche Aussage der Architekten nicht einengte und man sehr wohl einen Grässcl-Bau von einem von Hocheder unterscheiden konnte. Die Verwendung historischer Formelemente hat damals die Architekten nicht sich im Kreis bewegen, sondern sich entwickeln lassen. Sicher nur bedingt auf eine Modernität hin, die ja auch nur eine von vielen formalen Möglichkeiten ist.

Das Element des Bewahrens, wie es auf den Bildtafeln erscheint, hat natürlich auch mit den Bauaufgaben zu tun: es fehlen alle Bauten, die typisch für unsere Massengesellschaft sind. Jede Arbeit stellt ein Unikat für einen bestimmten Bauherrn dar, was übrigens auch für die Gebäude der Verwaltung zutrifft. Und diese Einzellösungen sind nicht mit modischen Versatzstücken äußerlich geschmückt, sondern mit Vorlagen aus der Baugc-schichte zu einer »Komposition« gefügt. Es gab damals noch nicht die wörtliche Übernahme, das Zitat historischer Elemente, sondern deren Übersetzung, Umformung, Individualisierung.

Und so entstand auch jene Architektur, die sicher eine Endphase in formaler Hinsicht war, die teilweise außerordentlichen Aufwand an Mitteln so künstlerisch ausgeführt wurde, wie kaum irgendwo in Deutschland«. Neben der Architektur existierte also auch damals das einfache Bauen, beide jedoch in hoher Qualität.

1898 schrieb der Herausgeber: »Mögen die Blätter nicht verkannt und mißbraucht werden als Gegenstand einer oberflächlichen und planlosen Motiv-Jagd!« Anscheinend hat sich in den letzten hundert Jahren trotz aller Ereignisse nicht alzuviel gfeändert.

Paulhans Peters