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Münchner Bücher - Geschichten zur bayerischen Geschichte - Nöhbauer Hans F.

München Bücher

Geschichten zur bayerischen Geschichte

Titel Geschichten zur bayerischen Geschichte
Autor:in Nöhbauer Hans F.
Verlag Süddeutscher Verlag
Erscheinung 1989
Seiten 299
ISBN/B3Kat 3799162658
Kategorie Bayern 
Suchbegriff Geschichte 
Zitierhinweis:

Noch ehe Geschichte geschrieben wurde, hat man Geschichten erzählt; lange vor Thukydides und Herodot lebte Homer. Dem ersten Bajuwaren wurde keine Geburtsurkunde ausgestellt, und der Befehl, mit dem Agnes Bernauer an einem Herbsttag des Jahres 1435 zum Tode durch Ertränken verurteilt wurde, ist in keinem Archiv aufbewahrt ...

Die Mächtigen und die Einflußreichen im Lande ließen sich, lange bevor sie selbst des Lesens und Schreibens kundig wurden, ihre Besitztümer aufschreiben und die Transaktionen von Grundstük-ken, von Städten oder Ländereien protokollieren. Die Geschichte ihres Hauses oder Volkes aufschreiben zu lassen kam ihnen erst spät in den Sinn: Ebran von Wildenberg, Aventin oder Ulrich Fuetrer haben ihre Bücher zur bairischen Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert vorgelegt, als die Baiern bereits seit nahezu einem Jahrtausend im Lande lebten und die Wittelsbacher in der neunten, zehnten Generation zwischen Donau und Alpen regierten. Doch auch in diesen frühen Werken wurde die Geschichte vornehmlich in Geschichten erzählt. Die vorliegende Sammlung von Geschichten aus der bayerischen Geschichte - ein Buch, das neben der früher erschienenen Anthologie bayerischer BauernGeschichten stehen will - bringt Beispiele aus den verschiedenen historisehen Epochen des Landes, gesammelt und sorgfältig ausgewählt von dem Literaturhistoriker und -kritiker Hans F. Nöhbauer. Sie beginnt damit, daß der vormalige Landshuter Oberrichter Ebran von Wildenberg seine höchst bizarre Geschichte von der Herkunft der Baiern aufschreibt, und sie findet ihr Ende mit der Schilderung, die Oliver Hassencamp von der Rettung des bayerischen Kronschatzes im Jahre 1945 durch einen Schweizer Staatsbürger gibt. Diese wahrhaftige Geschichte von der Errettung des neuwertigen (da nie benutzten) Symbols bayerischen Selbstbewußtseins und Selbstverständnisses ist ein tröstlicher Schlußakkord: denn diese Geschichte zeigt, wie dieses Land vor den Bergen auch in kleinen Weltuntergängen zu überleben weiß; und wenn es nicht anders geht, dann eben unter einem Haufen Kartoffeln.

Neben den wahren Begebenheiten aus Bayerns Vergangenheit stehen in dieser Sammlung auch immer wieder Geschichten, in denen die Historie die Kulissen und den Anlaß für Fiktionen liefert.

Die alten Texte wurden (von einigen notwendigen Kürzungen abgesehen) zumeist unverändert und unkorrigiert übernommen -auf solche Weise erhält der Leser die Möglichkeit, die Stimmen aus ferner Zeit unverfälscht zu vernehmen.