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Münchner Bücher - Das Prinzregenten-Theater in München - Seidl Klaus Jürgen

München Bücher

Das Prinzregenten-Theater in München

Titel Das Prinzregenten-Theater in München
Autor:in Seidl Klaus Jürgen
Verlag Verlag J. Schoierer KG
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1984
Seiten 369
ISBN/B3Kat B000PZSY3U
Kategorie Geschichte 
Suchbegriff Prinzregenten-Theater 
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

August Everding

Das Prinzregententheater — gestern, heute, morgen

Es gibt größere, historischere, traditionsreichere Theater als das Prinzregententheater, aber wenige Theater sind einer Stadt so verbunden.

Cosima Wagner hat es gar nicht so gerne gesehen, daß hier 1901 ein zweites Bayreuth auf einem Isarhügel entstand. Auch hier konnte das Publikum in einem amphitheatralischen Raum von allen Plätzen gleich gut sehen und hören, auch hier war der „mystische Abgrund" des Orchestergrabens überdeckt, auch hier ermöglichte eine perfekte Bühnentechnik die Wiedergabe der Wagner'schen Werke. Aber dieses Theater war nie eine Konkurrenz für Bayreuth. Schon 1901, im Eröffnungsjahr, wurde hier neben den Wagner-Festspielen Theater gespielt. Pfitzner wurde hier uraufgeführt und Hugo von Hofmannsthal. Es war das Theater des Münchner Ostens und wurde Heimstatt für das Nationaltheater bis 1963. Wir alle, die wir nach dem Krieg in München studiert hab en, hab en hier stundenlang um „Studentenkarten" angestanden, haben hier erste große Opernaufführungen miterlebt. Und nun ist dieses glanzvolle, dieses Münchner'sehe Theaterhaus seit über 20 Jahren stumm, still und dunkel. Wohl hat die Staatsoper die Bühne immer als ihre Probebühne benutzt, aber dieser herrliche Zuschauerraum liegt brach und erloschen. Als im Jahre 1982 die Generalintendanz in München wieder errichtet wurde, haben wir uns dieses Theater als unseren Arbeitsplatz ausgesucht. Mit Hilfe vieler Freunde ist es gelungen, die Räume des Prinzregententheaters wieder herzurichten, als „Instandbesetzer" haben wir durch ständige Erinnerung den Ministerrat und den Landtag dazu bewegen können, dieses Theater seinem Zweck wieder zuzuführen. Und wenn ich heute viele Besucher in die „Königsloge" führe und ihnen das Haus zeige, höre ich Reaktionen wie: „Ach, da in der letzten Reihe habe ich immer gesessen... Hier war ich mit meiner Verlobten... Dort hab e ich als Student gestanden..." Viele sagen auch: „Das Theater sieht gar nicht verfallen aus, fangen Sie doch gleich wieder an."

Bis zum Anfangen wird noch viel Zeit vergehen, aber wir wissen, daß es anfangen wird. Wir haben dem Landtag versichert, daß es niemals ein viertes Staatstheater sein kann, aber es wird der Raum sein für viele Ballettaufführungen, für Konzerte, für Liederabende, für die Präsentation bayerischer Theater. Zur Weihnachtszeit werden hier für Kinder und ihre Eltern ganz spezielle Aufführungen stattfinden. Dies alles soll zunächst auf einer Bühne vor dem eisernen Vorhang stattfinden. Aber diese „kleine Lösung" ist nicht klein, sie ermöglicht eine ganz besondere Münchner Saison. Für Dezember 1987 ist uns die Eröffnung des Hauses versprochen worden. Dann soll hier das Residenztheater aufgenommen werden, das wegen eines großen Umbaus aushäusig sein muß.

Vieles ist in den letzten Jahren geschehen, um das Interesse der Öffentlichkeit auf dieses Haus zu lenken. Die Annahme des Erbes der Tochter von Max Littmann wurde ermöglicht. Mit Heinz Rühmann wanderte das Bayerische Fernsehen durch die Räume und zeigte die Fülle der Schätze dieses Theaters. Wir veranstalteten Versteigerungen mit den Gaben ehemaliger Sänger dieses Hauses, wir eröffneten Ausstellungen, erlebten Gala-Abende im Zirkus und in Residenzen, verkauften Tassen und Krüge mit Motiven dieses Theaters, eine Marionettenbühne spielte hier im Foyer, Benefizschallplatten wurden hier aufgestellt und auch dieses Buch leistet einen Beitrag. Alle diese Aktivitäten hatten ein Ziel: dem Münchner B ürger b ewußt zu machen, daß hier ein Münchner Haus verrottet, wenn nicht B ürgerinitia-tive die Ministerien und die Volksvertreter zu Entschlüssen veranlaßt. Der Ministerrat hat beschlossen. Wir freuen uns darüber und sind dankbar. Es galt nicht, einen schönen Saal zu erhalten— davon hat München viele — es galt nicht, noch ein Theater der reichen Theaterlandschaft Münchens hinzuzufügen. Es galt, ein Haus zu erhalten, das in seiner Anlage und Ausführung ein richtiges Theater ist, was man ja nicht von allen Theatern in München sagen kann. Ein Theater mit Tradition, mit neuer Gegenwart und mit hoffentlich großer Zukunft.

Autor:

August Everding, Prof., Generalintendant der Bayerischen Staatstheater, Regisseur