Rambaldi(1894) - Wendl-Dietrich-Straße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 697. Wendelstraße. Verbindet die Winthir- mit der Renatastraße in Neuhausen. Zur Ehrung des Baumeisters Wendl Dietrich (Pilotybild 68). Richtiger sollte diese Straße den Namen »Dietrichstraße« tragen, da dieses der Familienname dieses Baumeisters und »Wendel« sein Hausname ist. Man hat lange Zeit den Meister Wolfgang Miller als den Erbauer, beziehungsweise Architekten der Michaelskirche angesehen, weil dessen in der Sakristei derselben aufbewahrtes Bildnis die Aufschrift trägt: »Anno 1585 hat Wolfgang Miller, ein Steinmetz, seines Alters 48 Jahre, die Kirche und das Kollegium erbauet«; aber schon Nagler weist das irrtümliche dieser Angabe nach. In den Baurechnungen wird er stets als Werkmeister, in einigen Briefen bisweilen als Maurer, bisweilen als Steinmetz bezeichnet· Dagegen taucht in der 21. Woche des Jahres 1583 zum erstenmale ein Name auf, dessen Träger schon von Nagler als der eigentliche Architekt des Baues bezeichnet wurde, ,,Wendl Dietrich. *))« Dietrich war ein Augsburger, seine Geburt fällt etwa ins Jahr 1535. Ende der fünfziger Jahre verheirathete er sich mit einer Ursula Sturmin und um 1561 erwarb er sich ein eigenes Hans in Augsburg. In seinem Handwerk genoß Dietrich eines bedeutenden Rufes. Schon 1566 war er im Auftrag und für Rechnung des Kunstschreiners Barth. Weishaupt mit Arbeiten für König Philipp ll. von Spanien beschäftigt. Ende der 70er Jahre fertigte er eine größere Arbeit für Marx Fugger, zu welcher mutmaßlich u. a. auch der Saalplafond gehört, der jetzt das große Vorzimmer des Hauptsaales im Gasthaus zu den drei Mohren in Augsburg schmückt. Vom April 1582 an ist Dietrich für Kaiser Rudolf Il. mit einem größeren Auftrag beschäftigt, für welchen ihm der Rat der Stadt eine unbegrenzte Gesellenzahl zu halten gestattete. Durch diese und ähnliche größere Arbeiten mußte Wendel Dietrichs Ruf als Künstler auch an den Hof des kunstsinnigen Herzogs Wilhelm von Bayern gelangen; es ist aber auch möglich, daß bei den vielen geschäftlichen Beziehungen der Fugger zum bayerischen Hof Dietrich direkt dem Herzog empfohlen wurde. — Die Straße hieß früher »Hirschgartenstraße« und trägt ihren heutigen Namen seit 6. Oktober resp. 8. Nov. 1890.

*) cfr. Bayerische Bibliothek 16. Band; Zeitschrift des hist. Vereins für Schwaben und Neuburg Jahrg. 1888; Dr. Buff, Wendel Dietrich, urkundl. Nachrichten über sein Leben und seine Thätigkeit; Frz. Trautmann, Alt-Münchner Wahrzeichen S. 89. ff.


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{Karl Stankewitz}