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Straßenbenennung in Neuperlach

Datum19.03.1970SignaturDE-1992-STRA-40-70 
AbsenderStadtarchivEmpfängerBaureferat-Wohnungswesen
ArtBriefStatusNamensfindung
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Die Regierungtruppn und Freikorps, die in den ersten Maitagen des Jahres 1919 die Räteherrschaft in München zerschlugen, handelten im Auftrag der aus freien Wahlen hervorgegangenen bayerischen Regierung, an deren Spitze seit März 1919 Johannes Hoffmann (SPD) stand. Die Aktion der Regierung richtet sich gegen die Räteführer der am 13.4.1919 ausgerufenen zweiten (kommun.) Räterepublik, gegen die rote Armee, die Rote Garde und alle anderen Spartakisten (=Kommunisten), die mit der Waffe in der Hand den Truppen der legalen demokratischen Regierung Widerstand leisteten.

Zwischen 30.4. und 8.5.1919 kamen bei den Kämpfen um München 625 Menschen ums Leben, unter ihnen

350 Rorarmisten, Rotgardisten und andere Revolutionäre,
82 Angehörige der Regierungstruppen und and. Weiße,
58 Russen,
92 Unbeteiligte,
10 Geiseln,
21 katholische Gesellen,
12 Arbeiter und Handwerker aus Perlach.

In der vom Stadtarchiv München 1968 herausgegebenen Veröffntlichung "Revolution und Räteherrschaft in Mücnhen" sind die wegen angeblichen Waffenbesitzes erschossenen, in Wirklichkeit aber unschuldigen 12 Perlacher ebenso wie die 21 Gesellen selbstverständlich nicht unter den Revolutionären und auch nur deshalb nicht unter den ubeteiligten Opfern aufgeführt, weil sie - irrtümlich, wie sich zu spät herausstellte - als Spartakisten getötet worden waren.

Es trifft also nicht zu, daß die 12 Perlacher erschossen wurden, "weil sie Angehörige einer öffentlich rechtlich zugelassenen Partei waren, die dem damaligen Regime nicht angenehm war". Sie fanden - ebenso wie die 21 Gesellen, von denen kaum ein Mitglied einer linksstehenden Partei gewesen sein dürfte, - den Tod vielmehr aufgrund eines schrecklichen Irrtums, der möglicherweise durch eine - übrigens nie mit Sicherheit bewiesene - Denunziation ausgelöst wurde. Da beide Regierungen, die die Niederschlagung der Räteherrschaft in München veranlassten,  die bayerische und die Reichsregierung, überwiegend aus SPD-Mitgliedern gebildet waren, ist die Vermutung ziemlich abwegig, die 12 Handwerker und Arbeiter aus Perlach seien wegen ihrer Zugehörigkeit zu dieser  Partei erschossen worden.

Die 12 Getötenen waren übrigens nicht ausschließlich SPD-Mitglieder - mindestens einer war parteilos, ein weiterer scheint der USP angehört zu haben.

Das Schwurgericht beim Landsgericht München I, das die beiden Hauptverantwortlichen Pölzing und Prüfert im Januar 1926 frei sprach, begründete das Urteil damit, daß zwar die Erschießung von wenigsten 11 der Getöteten auch aufgrund des Noske-Schießerlasses objektiv nicht gerechtfertigt gewesen sei, daß den Angeklagten aber das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit nicht nachgewiesen werden könne. Das Reichsgericht bestättigte diese Urteil in der Revisionsverhandlung vom August 1926 und stellte fest, die Erschießungen seinen objektiv unberechtigt gewesen, den Angeklagten Pölzing könne jedoch nicht widerlegt werden, er habe geglaubt, zur Erschießung berechtigt und verpflichtet gewesen zu sein.

Ob die hier geschliderten Tatsachen die Benennung von Straßen nach einigen der getötenten Perlachern rechtfertigen, kann nur der Stadtrat entscheiden.

Quellen: Revolution-Chronik
Zeitungsausschnitte

Dr. Schattenhofer
Archivdirektor

 


Akteninhalt


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 DatumTitelSignaturid
10.02.1970 Straßenbenennung in Neuperlach
Bezirks-Ausschuß Ramersdorf-Perlach | Baureferat-Wohnunswesen
DE-1992-STRA-40-70 (1343)1343
10.02.1970 Straßenbenennung nach den 12 erschossenen Perlachern
Fr. Fried | Bezirkausschuss Ramersdorf-Perlach - Hans Rattenhuber
DE-1992-STRA-40-70 (1345)1345
10.03.1970 Straßenbenennung in Neuperlach
Baurefert-Wohnungswesen | Stadtarchiv
DE-1992-STRA-40-70 (1342)1342
19.03.1970 Straßenbenennung in Neuperlach
Stadtarchiv | Baureferat-Wohnungswesen
DE-1992-STRA-40-70 (1344)1344