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Ehrungen; hier Zu- und Aberkennung während der nationalsozialistischen Stadtverwaltung

Datum25.09.1946SignaturDE-1992-BUR-1988 
AbsenderDer Beauftragte für Kultur Prof. Hans Ludwig HeldEmpfängerOberbürgermeister Dr. Karl Scharnagel
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Der Beauftragte für Kultur

 

Betreff: Ehrungen: hier Zu- und Aberkennung während der nationalsozialistischen Stadtverwaltung

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Die im sogenannten Husarengrab liegenden Walter. Hindorf und Fritz Linnenbrücker wurden am 30.4.1919 im Luitpoldgymnasium als Geiseln erschossen. Ebenso Professor Ernst Berger und die Gräfin von Westarp. Die Genannten sind als Vertreter einer politischen Weltauffassung gefallen. Ihr Andenken wurde schon vor 1933 von verschiedenen politischen und militaristischen Gruppen der Stadt gefeiert. Inwieweit die Genannten dem Nationalsozialismus oder seiner Weltanschauung nahestanden, vermag ich nicht zu entscheiden.

Josef Hofmiller gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Essayisten, dessen Gesamtwerk eine ganze Zahl von Bänden umfasst, von denen ein Teil bereits mit' dem besten Erfolge herausgebracht wurde. Er verbrachte einen Teil seiner gymnasialen Lehrtätigkeit in München. Zur Zeit bestehen Verhandlungen zwischen seiner Witwe und der Stadtbibliothek wegen Übernahme eines Teiles des Nachlasses. Dr.Josef Hofmillers.

Der Lehrer Julius Kreis rechnet'zu den begabtesten und freundlichsten Münchner Essayisten. Seine ungewöhnliche essayistische Begabung stellte er ganz in den Dienst seiner Geburtsstadt München, wobei er selbstverständlich auch den weiteren Umkreis unserer altbayerisehen Heimat nicht vergaß. Er war als Lehrer im Münchner VolksSchulwesen tätig.

Die Gräber Gustav Landauers sowie Kurt Eisners sind am Ostfriedhof aufgelassen. Die Gründe hierfür sind im Grabbuch nicht eingetragen. Ganz abgesehen von der politischen Einstellung der beiden .genannten Männer, handelt es sich selbstverständlich bei dem Verfahren der nationalsozialistischen Stadtverwaltung um den Ausdruck ihrer antisemitischen Gesinnung. Die Bedeutung Gustav Landauers als Schriftsteller steht außer Frage. Ihn verbanden mit München Freundschaften mit zahlreichen Männern und Frauen des Münchner Schrifttums, dazu kommt, daß er in München den mörderischen Kugeln seiner politischen Feinde erlag. Das Geschehen um Kurt Eisner braucht nicht erst geschildert zu werden, da die Ermordung des ersten bayerischen sozialistischen Ministerpräsidenten noch in der Erinnerung unserer Tage steht.

Was die Umbenennung der Volksschulen angeht, komme ich, wie der Referent Dr. A. Fingerle, dazu, auch die Memeler Schule, die Tannenberg- Schule und die Egerländer Schule, wie die anderen Schulen nach den Straßen zu benennen, an denen sie gelegen sind. Jedenfalls scheint, mir es im Augenblicke schwierig zu sein, die genannten Namen beizubehalten, da die von ihnen dargestellten Symbole der demokratischen Aufbaupolitik unseres neu erstehenden Deutschlands nicht mehr entsprechen.

Am 25. September 1946

Der Beauftragte für Kultur

Prof. Hans Ludwig Held