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Warum nicht Mitterschwabing ?

Datum30.05.1947SignaturDE-1992-STRA-40-65-19 
AbsenderMünchner MittagEmpfänger
ArtZeitungsartikelStatusKein Grund angegeben
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Auszug aus dem Münchner Mittag 30. Mai 1947

Warum nicht Mitterschwabing ?

Prof. Th. Dombart, der bekannte Schwabingologe, macht den Vorschlag, den ehemals "Danziger Freiheit“ benannten und nach erfolgter, Entnazifizierung in „Münchner Freiheit“ umgetauften Platz "Mitterschwabing“ zu nennen. Der Vorschlag hat viel Bestechendes für sich. Denn auf dem Grund, den die Ruine der Schwabinger Brauerei einnimmt, war einst die Hofmark „Mitterschwabing“, so. benannt seit 1773. Der Platz ging fünfzig Jahre vorher bei einer Art Bodenreform anläßlich der Verteilung „öder Gründe“ in Schwabing an eine Witwe Marianne Schlößl über. Bald darauf erwarb Franz Turbert das Schlößische Eigentum. Seine Nachfolger waren Graf Max Preysing, dann Freiherr von Waldkirch auf Schollenberg und Reutha, danach dessen Söhne und endlich 1812 kam „Mitterschwabing“ an den Philosophen upd Theosophen Franz Xaver von Baader. Im Glanz seines Namens wurde die Bezeichnung „Mitterschwabing“ vergessen, denn sein Besitz hieß künftig „Baaderschlößchen“ oder „Philosophenhäusl“.

Die Umbenennung des Platzes in „Münchner Freiheit“ war ohnehin kein sehr glücklicher Griff. Der neue Terminus stellt sprachpsychologisch ein Vakuum dar, d. h. die wenigsten wissen, was sie sich unter der „Münchner Freiheit“ vorzustellen haben. Die an der Freiheitsaktipn Bayern Beteiligten aber haben einen Anspruch darauf, daß ihre Tat eindeutig im Gedächtnis der Nachwelt festgehalten wird. Gewiß ließe sich dafür an Stelle der verschwommenen "Münchner Freiheit“ ein prägnanterer Name finden. Und ebenso gewiß wären auch noch andere Oertlichkeiten in München des Umtaufens wert, wie etwa der Hohenzollernplatz. „Mitterschwabing“ aber wäre als gewachsener Name eine Idealbezeichnung für den bekannten Trambahnknotenpunkt, sie würde bildhaft zugleich auch die lokale Stellung dieses Platzes ausdrücken und den Begriff Schwabing in einer offiziellen Bezeichnung festhalten.' Ein Pendant besitzen wir ohnehin schon ins „Mittersendling“.

W. K.